Bild nicht mehr verfügbar.

Fast ein Drittel aller afrikanischen Elefanten lebt in Botswana. Bisher waren sie streng geschützt, doch die Regierung des Staats spricht von einer "Überbevölkerung" und will sie abschießen lassen.

Foto: REUTERS/Siphiwe Sibeko

Die Welt hätte gewarnt sein müssen. Als der Präsident des südafrikanischen Naturparadieses Botswana, Mokgweetsi Masisi, seine Amtskollegen aus den Nachbarländern Anfang dieses Monats zu einem Gipfeltreffen einlud, schenkte er jedem der drei Staatschefs einen Schemel, der aus dem Bein eines Elefanten gemacht worden war. Ein Indiz dafür, dass Masisi in den Dickhäutern nicht nur schützenswerte Säugetiere sieht.

Nun hat sich der Verdacht bestätigt: Mitte dieser Woche gab die botswanische Regierung die Trophäenjagd auf Jumbos wieder frei, die Masisis Vorgänger Ian Khama vor fünf Jahren mit einem Moratorium unterbunden hatte. Zuvor hatte der neue Präsident den Schussbefehl auf Wilderer aufgehoben, außerdem soll über eine organisierte Dezimierung der Tiere nachgedacht werden. Naturschutzorganisationen schlagen Alarm, während prominente Tierfreunde, vor allem in den USA, zum Tourismusboykott aufrufen.

Jagdstress macht aggressiver

Botswana, das über eine Fläche fast so groß wie Frankreich, aber nur über 2,3 Millionen Einwohner verfügt, galt bislang als Elefantenparadies: Mit rund 130.000 Dickhäutern lebt hier fast ein Drittel aller afrikanischen Jumbos. Die botswanische Regierung geht sogar von mehr als 160.000 Exemplaren aus und sieht darin eine "Überpopulation", die sowohl die Menschen als auch deren Landwirtschaft gefährde. Tatsächlich kommt es vor, dass Menschen von einem Dickhäuter totgetrampelt und Felder verwüstet werden: Doch ob der Abschuss einzelner Rüsseltiere dieses Problem beseitigen wird, ist unter Fachleuten umstritten.

Erfahrungen in anderen Staaten zeigen, dass unter Jagdstress lebende Elefanten nur noch aggressiver werden. In Wahrheit habe weder die Zahl der Jumbos noch die Zahl der Angriffe auf Menschen in den vergangenen Jahren zugenommen, sagt Mike Chase, Direktor der Schutzorganisation "Elefanten ohne Grenzen".

Von solchen Einwänden hält Präsident Masisi nicht viel. "Wir können nicht zulassen, dass wir bloß zuschauen, während andere debattieren und Entscheidungen treffen", sagte der Staatschef während des Gipfeltreffens: Alle heimischen Organisationen, die vor der Aufhebung des Jagd-Moratoriums befragt worden seien, hätten sich für eine Wiedereinführung der Trophäenjagd ausgesprochen. Außerdem würden von den Einnahmen Dorfbewohner wie Wildschützer profitieren: Ausländische Jäger zahlen bis zu 40.000 Euro für Lizenzen.

Profitabler Schutz

Dem wiederum halten Naturschützer entgegen, dass gewaltloser Tourismus profitabler sei. Während mit Kameras ausgestattete Besucher 84.000 Jobs finanzieren würden, hätten bewaffnete Touristen selbst zu den Hochzeiten der Jägerei vor zehn Jahren nur für 1000 Jobs gesorgt. "Die ganze Welt wendet sich inzwischen von der Jagd ab", sagt die kenianische Ökologin Paula Kahumbu: "Sie wird zunehmend als archaische Praxis betrachtet."

Für Kenner der politischen Landschaft des Naturparadieses geht es Präsident Masisi gar nicht ums Wildtiermanagement, sondern um Stimmen. Im Oktober finden Wahlen statt, und die regierende Botswanische Demokratische Partei (BDP) fürchtet um ihre Mehrheit. Masisi suche mit Populismus Stimmen zu ergattern, schimpft dessen Vorgänger und Parteifreund Ian Khama: "Er zerstört mit einem Schlag alles, was wir mühsam aufgebaut haben." Sollte Masisis Halali mit einem Tourismusboykott enden, hätte Naturschützer Kharma recht. Gleich nach dem Export von Diamanten ist Botswana auf den Import von Besuchern angewiesen. (Johannes Dieterich, 25.5.2019)