Thomas Drozda, SPÖ-Generalsekretär, hat sich ein besseres Ergebnis erwartet.

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1.287 Personen, darunter 967 für eine Partei deklarierte Wählerinnen und Wähler, haben die Meinungsforschungsinstitute Isa und Sora im Auftrag des ORF von Dienstag bis heute befragt. Die Interviewer fragten dabei nach dem Wahlverhalten (etwa ob die Spitzenkandidaten oder ein spezielles Sachthema ausschlaggebend war), dem Zeitpunkt der Wahlentscheidung und nach mehreren soziodemografischen Merkmalen (etwa Alter, Geschlecht, Berufsgruppe).

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In diesem Artikel sammeln wir nach und nach die Ergebnisse dieser Befragung. Informationen zur Methodik finden Sie am Ende.

Gender Vote Gap bei der FPÖ

Hätten heute nur Männer gewählt, wäre die FPÖ auf 26 Prozent und den zweiten Rang gekommen. Hätten nur Frauen gewählt, so wären die Freiheitlichen mit zehn Prozent gerade noch auf Rang vier gekommen, nur einen Prozentpunkt vor den Neos.

Junge wählen vermehrt Grüne und Neos, Ältere vermehrt ÖVP

Während die Wählerschaft von SPÖ und FPÖ über die Altersgruppen hinweg ähnliche Anteile umfasst, konnten Grüne und Neos besonders stark bei den unter 29-Jährigen punkten, erhielten aber weniger Stimmen von über 60-Jährigen. Bei der ÖVP verhält es sich genau umgekehrt.

Die Hälfte der Arbeiter wählt FPÖ

50 Prozent der Arbeiter deklarieren sich in der Wahltagsbefragung als FPÖ-Wähler, die FPÖ ist damit die einzige der genannten Parteien, die bei Arbeitern besser abschneidet als bei Angestellten.

Nach formaler Bildung bleiben ÖVP und SPÖ "Volksparteien"

Sie erreichen bei Wählern aller Abschlüsse relativ hohe Werte. Die Grünen und die Neos punkten vor allem bei Personen mit Matura und Universitätsabschluss, die FPÖ bei Personen mit Pflichtschul- und Lehrabschluss.

Karas und Vilimsky für eigene Wähler überzeugend

FPÖ- und ÖVP-Wähler waren mit den Spitzenkandidaten der von ihnen gewählten Parteien, Harald Vilimsky beziehungsweise Othmar Karas, am zufriedensten. Die Wähler der Grünen sehen offenbar noch Potenzial.

Glaubwürdigkeit gegen Missstände

Ihre jeweiligen Wähler trauen den Grünen und der FPÖ die beste Kontrolltätigkeit gegen Missstände in der EU zu.

Inhaltliche Motive trieben knapp die Hälfte der Grünen-Wähler an

Bei der ÖVP war das weniger als ein Fünftel – dort wogen auch Gesichter und Tradition stark.

Soziales, Umwelt und Zuwanderung haben Wähler am meisten beschäftigt

Die Liste der Themen, die im Wahlkampf von Wählern am häufigsten "sehr diskutiert" wurden, wird von Sozialpolitik (besonders SPÖ-Wähler), Umwelt- und Klimaschutz (besonders Grünen-Wähler) und Zuwanderung (besonders FPÖ-Wähler) etwa ex aequo angeführt. Danach folgt bereits das "Erstarken von nationalistischen Kräften in Europa", was vor allem auf die Wählerschaft von SPÖ, Grünen und Neos zurückzuführen ist.

Zeitpunkt der Wahlentscheidung

Die FPÖ hat den größten Anteil an Stammwählern – oder zumindest haben sich die FPÖ-Wähler relativ früh entschieden, ihr Kreuz bei den Freiheitlichen zu machen. Demgegenüber haben sich mehr als die Hälfte der Neos-Wähler erst in den vergangenen zwei Wochen festgelegt.

Ibiza-Gate und Regierungskrise

Die Regierungskrise in Österreich spielte nur sehr bedingt in die Entscheidung der Wähler hinein. Für 87 Prozent der ÖVP-Wähler hat sie keine Rolle gespielt, getoppt nur von den Grünen mit 90 Prozent. Unter SPÖ-Wählern lag der Wert bei 77 Prozent, unter FPÖ-Wählern bei 81 Prozent und unter Neos-Wählern bis 80 Prozent.

Erschüttertes Vertrauen

Dennoch sagen rund sechs von zehn Wählern, dass die veröffentlichten Videos ihr Vertrauen in die Politik sehr oder eher erschüttert haben. Nur die FPÖ-Wähler blieben mehrheitlich unerschüttert.

Meinung zur EU-Mitgliedschaft Österreichs

In der Frage der Bewertung der EU-Mitgliedschaft Österreichs sind sich die Anhänger fast aller Parteien ziemlich einig: Mit Zustimmungswerten zwischen 74 und 91 Prozent ist die überwiegende Mehrheit der Wähler von ÖVP, SPÖ, Grünen und Neos davon überzeugt, dass die Mitgliedschaft in der EU eine gute Sache ist. Nur die FPÖ-Wähler scheren aus: Die größte Gruppe unter diesen Wählern, immerhin 45 Prozent, sehen die Mitgliedschaft negativ.

Konkrete nach dem EU-Austritt befragt

Jeder zweite FPÖ-Wähler wünscht sich den Öxit, die Wähler aller anderen Parteien kommen auf jeweils maximal sieben Prozent.

  • Auftraggeber: ORF
  • durchführende Institute: Isa/Sora
  • Feldarbeit: IPR
  • Grundgesamtheit: Wahlberechtigte zur EU-Wahl 2019 in Österreich
  • Methode: telefonische Befragung (computer assisted telephone interview/CATI)
  • Befragungszeitraum: 21. bis 26. Mai 2019
  • Stichprobe: 1.287 Personen, davon eine fixe Quote von n=967 deklarierten WählerInnen
  • Gewichtung: soziodemografisch (Geschlecht, Alter, Bildung, Erwerb, Urbanisierungsgrad), Trendprognose am Wahltag

(mcmt, kies, 26.5.2019)