Messbojen im tropischen Pazifik sollen künftig mehr Daten liefern, die die Prognosegenauigkeit künftiger Klimaentwicklungen verbessern könnten.

Foto: NOAA/PMEL

Die Grafik illustriert Unsicherheiten bei Klimavorhersagen mit und ohne Verwendung von Beobachtungsdaten aus dem tropischen Pazifik.

Grafik: Nach Bordbar, GEOMAR

Der Klimawandel hat die Erde fest im Griff, daran zweifelt mittlerweile kaum ein ernstzunehmender Wissenschafter. Bedeutend unwägbarer sind allerdings die Detailentwicklungen als Folge der Erwärmung. Vorhersagen für die nächsten Jahrzehnte weisen noch große Unsicherheiten auf. Ein internationales Forscherteam hat nun die großen natürlichen Schwankungen im Bereich des tropischen Pazifiks als eine wichtige Ursache dafür identifiziert. Daraus schließen die Wissenschafter: Für genauere Prognosen braucht es mehr Daten aus dieser Region.

Die globale Erwärmung wird durch natürliche Klimaschwankungen auf Zeitskalen von Jahren bis Jahrhunderten überlagert. Prognosen für die Zukunft müssen diese natürlichen Schwankungen mit einbeziehen, was sich bisher als komplexes Unterfangen erwiesen hat. Ein Team von Wissenschaftern aus Australien und Deutschland hat nun herausgefunden, dass insbesondere die auf der Zeitskala von Jahrzehnten sehr starken natürlichen Klimaschwankungen im tropischen Pazifik für die globale Klimaentwicklung von entscheidender Bedeutung sind.

Genauere Vorhersagen

"Es war uns schon seit langem bekannt, dass es im tropischen Pazifik starke natürliche Klimaschwankungen gibt", erläutert Mohammad Hadi Bordbar vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Hauptautor der nun im Fachjournal "Nature Communications" erschienenen Studie. "Ferner weisen Vorhersagen für die zukünftige Klimaentwicklung auf Zeitskalen von Jahrzehnten eine relativ große Streuung auf. Wir wollten in unserer Studie herausfinden, inwieweit es hier einen Zusammenhang gibt", erläutert der Kieler Klimaforscher.

Gemeinsam mit australischen Kollegen von der Universität von New South Wales konzipierten die Forscher eine Studie mit drei verschiedenen Klimamodellen. Sie starteten Simulationen unter Vorgabe steigender atmosphärischer CO2-Konzentrationen mit unterschiedlichen Bedingungen, die die natürlichen Schwankungen im Bereich des tropischen Pazifiks gut widerspiegeln. "Die Ergebnisse zeigen, dass ein erheblicher Teil der Streuung in den Klimaprognosen seinen Ursprung in dieser Region hat", erklärt Matthew England von der Universität New South Wales.

Lückenhafter Datenbestand

Für die Forscher bedeuten die Ergebnisse, dass bessere Informationen über den gegenwärtigen Zustand, insbesondere in den Weltmeeren und unterhalb der Oberfläche, ihre Prognosen deutlich verbessern können. "In dem von uns untersuchten Szenario hängen die vorhergesagten Änderungen der Oberflächentemperaturen in vielen Gegenden der Welt sehr stark vom Ausgangszustand des Pazifischen Ozeans ab", erläutert Mojib Latif, Ko-Autor der Studie vom GEOMAR. "Die zur Verfügung stehenden Beobachtungsdaten aus dem Pazifik sind in weiten Bereichen nur lückenhaft, daher zeigen die Ergebnisse der verschiedenen Simulationen eine so starke Streuung", so der Kieler Klimaforscher weiter.

Neben Verbesserungen in den Modellen sind deshalb auch deutlich mehr und bessere Beobachtungsdaten notwendig, um die Güte von Prognosen über die zukünftige Entwicklung des Klimas zu verbessern, so das Resümee der Wissenschafter. (red, 26.5.2019)