Der chinesische Tech-Konzern Huawei steht vor einem Problem. War man vor kurzem noch drauf und dran, auf dem Smartphonemarkt Apple und Samsung zu überholen, droht dem Handygeschäft des Konzerns bald ein deftiger Absturz. Vor etwas mehr als einer Woche hat Android-Hersteller Google als Folge von US-Strafmaßnahmen dem Hersteller die Zusammenarbeit gekündigt. Und auch der essenziell wichtige Chipdesigner ARM aus Großbritannien tätigt keine weiteren Geschäfte mehr. Wenn am 19. August die dreimonatige Gnadenfrist abläuft, ohne dass der Bann aufgehoben wird, wäre das ein Super-GAU für das Unternehmen.

Für Konsumenten stellen sich zwei Fragen: Was passiert mit ihren Smartphones von Huawei und der Firmentochter Honor? Und sollte man sich in Anbetracht der Situation überhaupt ein neues Gerät dieser Hersteller anschaffen?

Das Mate 20 Pro könnte noch ein Update auf Android 10 "Q" erhalten.
Foto: STANDARD/Pichler

Kein Rechtsanspruch auf Rückgabe

Wer bereits ein Handy von Huawei oder Honor hat, kann teilweise aufatmen. An ihrer Verwendbarkeit wird sich voraussichtlich nichts ändern. Der Zugriff auf den Play Store und Google-Dienste bleibt wie gehabt bestehen. Auch Sicherheitsupdates für das Betriebssystem kann Huawei weiter bereitstellen, auch über das Fristende hinaus. Daher, so schätzt der Verein für Konsumenteninformation (VKI), haben Besitzer auch keinen Rechtsanspruch auf Rückgabe ihres Geräts aufgrund der aktuellen Entwicklungen.

Schlecht sieht es aber für Versionsupdates aus. Zumindest bis Mitte August kann Huawei noch ohne Einschränkungen Aktualisierungen auf das neue Android 10 "Q" liefern, dessen finale Ausgabe im Sommer erscheinen soll. Danach ist man allerdings diesbezüglich abgeschnitten.

VKI rät abzuwarten

Letztlich kommt der VKI zu dem Schluss, dass ein Neukauf momentan "nicht ratsam" ist und man sich über die Updateeinschränkungen im Klaren sein sollte. Es sei empfehlenswert abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickelt. Damit folgt man auch einer Einschätzung des STANDARD. Bei bereits vorgestellten Modellen, etwa den neuen Flaggschiffen Huawei P30 Pro und Honor 20 Pro, rechnet man bei der Produktion mit einem Schnitt, da neu hergestellte Smartphones ohne Zugang zu Googles Play Store ausgeliefert werden.

Laut verschiedenen Berichten arbeitet Huawei an einem eigenen Betriebssystem, das schon im Herbst, spätestens aber Anfang 2020 zum Einsatz kommen soll. Die Attraktivität einer Plattform ohne Play-Store-Zugang und Google-Services dürfte in Märkten abseits von China jedoch überschaubar sein.

Das Mate 20 Pro (6/128 GB, schwarz) ist seit dem Android-Bann für Huawei in Österreich um rund 60 Euro billiger geworden.
Foto: Geizhals

Preisverfall begonnen

Aktuelle Geräte könnten in den kommenden Wochen noch attraktiv für Schnäppchenjäger werden, rechnen doch einige Beobachter mit Preisverfällen. Im Handel bilden sich diese derzeit erst teilweise ab. Seit 19. Mai, jenem Tag, an dem Google Huawei die Zusammenarbeit aufkündigte, sind bereits einzelne Geräte merkbar billiger geworden, wie sich auf der Vergleichsplattform Geizhals nachvollziehen lässt.

Das Huawei Mate 20 Pro fiel etwa von rund 660 auf 605 Euro, das P30 Pro von 830 auf 770. Weitere Preisstürze dürften folgen. (gpi, 27.5.2019)