Wien – "Missionsorientierte Forschung ist das Ziel des neuen Forschungsförderungsprogramms "Horizon Europe", mit dem die EU ab 2021 wissenschaftliche Projekte mit hoher gesellschaftlicher Relevanz fördern will. Unter welchen Bedingungen dies erstrebenswert ist, bedarf allerdings noch einer gewissen Klärung. Zudem hindert die Zielgerichtetheit die freie Forschung, wie die Wiener Technikfolgenexpertin Ulrike Bechtold erklärt.

Bechtold, die am Institut für Technikfolgenabschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) arbeitet, organisiert die diesjährige Österreichische Konferenz für Technikfolgen-Abschätzung. Diese widmet sich heute, Montag, in Wien dem Thema "Mission Control? Missionsorientierte Innovation als Herausforderung für die Technikfolgenabschätzung".

Freie Grundlagenforschung in Gefahr

Laut EU wäre auch freie Forschung im Rahmen der missionsorientierten Förderung möglich, so Bechtold. Aber da Grundlagenforschung per Definition nicht auf einen bestimmten Nutzen außer dem Erwerb von Wissen ausgerichtet ist, ist das ein Widerspruch, der eigentlich nicht aufzulösen ist. Es bestehe die Gefahr, dass die freie Forschung, die völlig neue Lösungsmöglichkeiten finden könnte, zu kurz kommt und Kreativität verloren geht, meinte sie.

Durch die löblichen Vorgaben der Politik zu aktuellen Themen, die weitgehend gut ausgearbeitet sind und erreichbare Ziele vorgeben, käme die Diskussion zu kurz, ob die zielgerichtete Forschung gesellschaftlichen Interessen nicht fallweise entgegenlaufen kann, so Bechtold: "Es wäre ein öffentlicher Diskurs erstrebenswert, um zu erörtern, was erstrebenswert ist und unter welchen Bedingungen." Widersprüchlich sei auch, dass die Missionsorientierung stets mit den Aussichten für ökonomisches Wachstum stattfinden muss. "Das ist zum Teil gar nicht möglich", erklärte sie. (APA, red, 27.5.2019)