Für den Betrieb von Digitalradio braucht es eigene Radiogeräte.

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Wien – Am Dienstag, 28. Mai, startet der bundesweite Sendebetrieb für Digitalradio (DAB+). "Der Radiomarkt in Österreich ist damit so vielfältig wie noch nie", sagt Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender. "Denn ab morgen können die Österreicherinnen und Österreicher zwischen noch mehr Sendern wählen als bisher." Der Standard DAB+ verspricht besseren Klang und einige Spielereien, vor allem aber eine größere Senderauswahl. ORF-Radios und Kronehit sind wie berichtet nicht an Bord.

Ab Dienstag ist DAB+ in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Oberösterreich empfangbar. Im Frühjahr 2020 soll dann der Westen Österreichs folgen, im September 2020 Kärnten. Die Netzabdeckung soll dann bei 83 Prozent liegen.

Neben Klassik Radio, Radio Energy und Radio 88.6, die bereits jetzt lokal analog-terrestrisch zu hören sind, werden zunächst Rock Antenne, Radio Maxima, Technikum One, Arabella Plus, Radio Maria und ERF Plus auf DAB+ national on air gehen. Weitere Radioangebote sollen folgen. Für den Empfang des digitalen Signals sind entsprechende Radiogeräte nötig.

Update 28.5.:

Das Mehr an Programmen nannte Radio Arabella-Geschäftsführer Wolfgang Struber für den Verein Digitalradio Österreich am Dienstag beim Kick-off-Event auch als einen Hauptvorteil von DAB+. Außerdem bedeute der digitale Radiobetrieb mehr Wertschöpfung in Österreich und damit letztendlich Arbeitsplätze. "Das gesamte UKW-Spektrum ist ausgeschöpft", erklärte Michael Wagenhofer von ORF-Sendetochter ORS gehörige ORS comm als Betreiber der Multiplex-Plattform. "In Wahrheit passt da kein einziges Radioprogramm mehr hinein." Weitere Vorteile: kein "Rauschen" beim Empfang und Unabhängigkeit vom Internet.

"Es geht um die direkte Beziehung zu unseren Hörern", betonte Patrick Hannon vom Verband WorldDAB: Man dürfe die Sende-Infrastruktur nicht Telekommunikationsunternehmen überlassen, "Google, Apple, Facebook, Amazon". Große Hoffnungen in 5G setzt die Branche auch nicht – der Bayerische Rundfunk hat führt zwar gerade ein entsprechendes Förderprojekt durch, Helwin Lesch vom BR sieht aber "auf absehbare Zeit" keinen Sinn darin, den Radiobetrieb in "Abhängigkeit zu einem System, das mit Hörfunk nicht so viel zu tun hat", zu setzen.

In der Ostregion sind seit Frühling 2018 bereits einige Sender empfangbar, nun kommen neun neue hinzu. Neben etablierten Marken (Arabella, Energy, 88.6) gibt es unter anderem Kinderradio, mehrere christliche Sender, Arabisches aus Qatar und Nachrichten aus Russland "abseits des sog. 'Mainstreams'" – so die Beschreibung des entsprechenden Senders Mega Radio, der mit dem staatlichen russischen Radio SNA kooperiert. Ein paar Plätze sind sogar noch frei.

Der ORF ist nicht dabei, im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern. Wagenhofer begründete das mit den gesetzlichen Limitierungen, es sei dem ORF ja nicht erlaubt, zusätzliches Programmangebot zu schaffen. Daher hätte der Öffentlich-rechtliche "keinen Mehrwert, nur zusätzliche Kosten". DAB+ sei überhaupt nur möglich aufgrund der Innovationskraft der österreichischen Privatsender, zeigte sich der Verband Österreichischer Privatsender überzeugt.

Mediamarkt/Saturn etwa versicherte im Vorfeld des Sendestarts, dass die Regale der Elektronik-Kette "voll" seien mit entsprechenden Radios. (red, 27.5.2019)