Anna Sophia Backhaus und Rosa Linke: Molly und das große Nichts: Ein Bilderbuch über Leben- und Nicht-leben-Wollen
€ 17,50 / 44 Seiten.
Balance-Verlag, Köln 2018

Foto: Balance-Verlag

Mollys Kindheit schmeckte nach Pommes im Freibad, selbstgemachtem Apfelmus und Omas Bratkartoffeln. Doch eines Tages wurde der Himmel grau, ihr Leben begann zu verblassen, selbst die Bratkartoffeln schmeckten ihr nicht mehr. Wann genau das alles begann, kann sie heute gar nicht mehr sagen. Molly, das ist die Hauptperson im Kinderbuch Molly und das große Nichts zum Thema Depression, verfasst von den Autorinnen Anna Sophia Backhaus und Rosa Linke.

Sie haben eine Protagonistin geschaffen, die sich als Jugendliche an ihre Kindheit erinnert – erst an die guten Zeiten, die Illustrationen zeigen es: Mollys Leben ist bunt. Das Mädchen mit den rosigen Wangen ist fröhlich, überall wachsen bunte Blumen, der Himmel ist strahlend blau, die Äpfel am Baum knackig und knallrot.

Doch plötzlich, auf der nächsten Seite, ändert sich Mollys Welt, sie wird grau und farblos. Wenn sie an Mama, Papa oder ihre Schwester denkt, fühlt sie nichts. "Das war das Schlimmste", erzählt sie. Alles war ihr damals egal. Sie erlebte ein großes Nichts, das im Buch mit einer beklemmend leeren weißen Seite dargestellt ist. Molly sagt: "Ich beschloss, dieses Nichts hinter mir zu lassen. Ich schloss die Augen, es wurde still." Und plötzlich ist Molly weg. Auf der nächsten Seite im Buch sind nur noch ihre Umrisse zu sehen. Aus der Ferne sagen Stimmen: "Ihre Schwester hat sie gefunden" und "Kein Einzelfall". Dem Leser wird klar, auch wenn es nicht ausgesprochen wird: Molly hat versucht, sich das Leben zu nehmen.

Sprachlosigkeit überwinden

Molly und das große Nichts ist ein Buch für Kinder ab acht Jahren, dessen Bilder und Sprache auch die Kleinsten verstehen. Es will helfen, die Sprachlosigkeit der Betroffenen zu überwinden, und Brücke sein für Therapeuten und Eltern, um mit Kindern in Kontakt zu kommen. Dabei ist Mollys Geschichte subtil, lässt vieles unausgesprochen und ist dennoch ganz konkret.

Am Ende der Geschichte folgt ein Aufruf: Wer traurig ist und an Suizid denkt, muss sich Hilfe holen! Und das Buch gibt psychischen Erkrankungen die Berechtigung, die ihnen oft abgesprochen wird – etwa wenn Molly erzählt, ihren Zimmerkolleginnen im Krankenhaus haben der Blinddarm und die Mandeln gefehlt, ihr hingegen das Leben. (Bernadette Redl, 13.6.2019)