Wenn Nebenwirkungen auftreten, muss die Medikation gewechselt oder die Dosis angepasst werden.

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Bei Krankheiten wie Schizophrenie, Manie oder bei Psychosen können sogenannte Antipsychotika, früher bekannt als Neuroleptika, die wichtigste Maßnahme in der Therapie und zur Normalisierung des Lebens der Betroffenen sein. Rund 15 verschiedene Substanzen sind auf dem Markt.

Doch die Verschreibung dieser Medikamente kann heikel sein, heißt es von Experten. Während Substanzen der ersten Antipsychotika-Generation – zum Beispiel Haloperidol – als "typische" Antipsychotika bezeichnet werden, sollten jene der zweiten Generation, "atypische" Antipsychotika genannt, vor allem weniger schwere Nebenwirkungen haben: Bewegungsstörungen, die zum Teil irreversibel sind. Doch dafür stellen sich bei diesen wiederum andere potenziell sehr unangenehme Nebeneffekte ein.

"Wenn man die Wirksamkeit betrachtet, sind alle Antipsychotika gleich wirksam – außer Clozapin. Das ist wirksamer", so der oberösterreichische Psychiater Hans Rittmannsberger vom LKH Steyr. Doch dafür müsse man bei diesem Medikament das Risiko vermehrter Nebenwirkungen in Kauf nehmen. "Die Entscheidung, welches Medikament man nimmt, richtet sich eher nach dem Nebenwirkungspotenzial", so der Psychiater.

Dosis anpassen

Das bedeutet, dass der Arzt genau überlegen muss, welche Substanz am geeignetsten ist. Gemeinsam mit dem Patienten und dessen Erfahrungen kann dann beim Auftreten unerwünschter Nebenwirkungen oder bei nicht ausreichender Wirkung ein Wechsel der Medikation oder eine Dosisanpassung ins Auge gefasst werden.

Das Problem liegt darin, dass die Wirkstoffe nicht "sauber" am für die antipsychotische Wirkung allein verantwortlichen Dopamin-2-Rezeptor, sondern auch noch an anderen Rezeptoren binden können. Parkinson-ähnliche Erscheinungen, motorische Verlangsamung, Herzrhythmusstörungen, Blutzucker- und Fettstoffwechselstörungen, Sedierung, Hypotonie, Obstipation oder starke Gewichtszunahme gehören zu den belastenden Nebenwirkungen der verschiedenen Medikamente, die aber auf der anderen Seite den psychiatrisch Kranken wieder ein möglichst normales Leben gewährleisten können.

Klassisch sind beispielsweise ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Diabetes und eine starke Gewichtszunahme bei mehreren Antipsychotika. "Unter Clozapin entwickeln 30 bis 40 Prozent der Behandelten binnen fünf Jahren Diabetes", so der Experte. Auch Olanzapin ist für mögliche starke Gewichtszunahme oder Typ-2-Diabetes als möglichen Nebeneffekt bekannt.

Einmal monatlich

Mehrere der Mittel können auch als Depot-Medikamente, zum Beispiel einmal monatlich, zur Anwendung kommen. Sie setzen ihren Wirkstoff dann über einen längeren Zeitraum frei. Vom Prinzip her sollte das garantieren, dass die Patienten langfristig behandelt sind, weil sie die Medikamente in Tablettenform dann nicht einfach absetzen oder auf die Einnahme vergessen können.

Doch das ist zu bezweifeln. Eine Studie von Rittmannsberger und Co-Autoren hat ergeben, dass die Patienten mit Depot-Medikation oder Antipsychotika in oraler Darreichungsform mit der Zeit ähnlich häufig auf die Arzneimittel wieder verzichten. Dafür wird bei den Depot-Präparaten eher offensichtlich, wenn sich der Betroffene nicht mehr meldet. Damit kann der Arzt dem Problem nachgehen und den Kranken zu einer Wiederaufnahme der Therapie motivieren. "Langfristig bieten Depot-Antipsychotika bessere Chancen als die orale Medikation", sagt Rittmannsberger.

Er kritisiert außerdem, dass nicht alle Antipsychotika, die in Österreich auf dem Markt sind, auch von den Krankenkassen bezahlt werden. Erst vor Kurzem hat die österreichische Fachgesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie aufgrund einer ähnlichen Situation bei den Antidepressiva von einer massiven Benachteiligung von Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen gesprochen. (APA, 28.5.2019)