So muss die Hölle sein. Eine Welt, in der aus jedem Autoradio Queen tönen. Der Grund liegt an einem eigenartigen Umstand, den nur eine sehr dunkle Macht bewerkstelligt haben kann: Alle Musikkassetten, die länger als zwei Wochen in einem Auto liegen, verwandeln sich auf geheimnisvolle Weise in Best-of-Queen-Alben. Mamma mia, let me go!

Kurz gesagt: Es steht nicht sonderlich gut um die Menschheit. Das müssen auch die beiden Geistwesen erkennen, die in den sechs Folgen von "Good Omens" zu spielentscheidender Größe auflaufen werden.

Jenseits von gut und böse

Beide bewohnen schon seit sehr, sehr langer Zeit die Erde, beide sind mit speziellen Missionen betraut. Im Fall des guten Engels Erziraphael besteht diese Mission darin, sich um die Menschen zu kümmern, ihnen zu helfen, wo immer es nötig ist. Im Fall des bösen Dämons Crowley heißt das, genau das Gegenteil zu tun. In die Quere kommt ihnen ausgerechnet ihr Betätigungsfeld, das sie trotz gegensätzlicher Interessen eint. Ihr Erdendasein haben sie nämlich im Lauf der Jahre liebgewonnen, nicht nur, aber schon auch wegen der weltlichen Genüsse: Sushi, Châteauneuf-du-Pape, Schleckeis und Bentley fahren. Einziger Nachteil: Queen.

Foto: Amazon Prime Video

Dieses wahrlich abgefahrene Setting haben sich 1990 Neil Gaiman und Terry Pratchett für ihre Fantasygroteske "Good Omens" ausgedacht. BBC und Amazon Studios machten jetzt daraus die nicht minder irrwitzige Geschichte vom stark mit dunklem britischem Humor angehauchten, fröhlichen Weltuntergang in sechs Folgen, ab Freitag auf Amazon Prime abrufbar.

Es geht ja noch weiter. In richtige Turbulenzen geraten Erziraphael (Michael Sheen) und Crowley (David Tennant) mit der Geburt des Antichristen, wo noch einmal eine Panne passiert. Das Kind wird im Krankenhaus vertauscht, der vermeintliche Satan ist gar keiner. Elf Jahre später sollen Erziraphael und Crowley den Bengel aufspüren. Laut der Prophezeiung der Hexe Agnes Nutter geht obendrein die Welt am Samstag unter. Zur allgemeinen Verwirrung tragen außerdem satanische Nonnen und süße Baby-Antichristen bei. Nicht zu vergessen Freddie Mercury im Autoradio.

Amazon Prime Video

Die Entstehungsgeschichte der Serie könnte in seiner Verschlungenheit einer Idee von Gaiman und Pratchett entspringen: Aus "Good Omens" sollte nämlich schon seit sehr langer Zeit eine Serie werden. "Monty Python" Terry Gilliam plante einen Film, Johnny Depp und Robin Williams standen parat. Es wurde nichts daraus. 2015 verstarb Pratchett und rang seinem Freund Neil das Versprechen ab, das Buch zu verfilmen.

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Foto: Andy Kropa/Invision/AP

Gesagt, getan. Gaiman schrieb eine neue Drehbuchfassung, gewann BBC und Amazon als Produzenten und eine Besetzung mit bester Reputation: Neben Sheen ("Masters of Sex"), David Tennant ("Dr. Who") und Jon Hamm ("Mad Men") meldete sich mit Frances McDormand ("Three Billboards Outside Ebbing, Missouri") und mit Benedict Cumberbatch ("Sherlock") jene des Teufels.

Das ist sowohl in Buchform als auch als Serie ein teuflisch geglückter Höllenspaß. (prie, 31.5.2019)