Wöchentlich findet die Demonstration gegen die ÖVP-FPÖ-Regierung auf dem Wiener Ballhausplatz statt – dass diese derzeit gar nicht amtiert und kürzlich Neuwahlen beschlossen wurden, war offensichtlich kein Grund, damit aufzuhören. "Kurz, Strache, Kickl und ihre Hawara sind zum Glück weg, aber eine andere Politik muss her", hieß es von der Bühne.

Warten auf die Vengaboys am Ballhausplatz.
Foto: Anika Suck

Mit den Vengaboys die Regierungskrise feiern

Spezielles Highlight war der Auftritt der niederländischen Partymusikgruppe Vengaboys, deren 20 Jahre alter Song "We're Going to Ibiza" sich vergangene Woche zur inoffiziellen Hymne der Regierungskrise gemausert hatte. Die Band ist zufällig gerade auf Tour und kam auf Einladung der Veranstalter tatsächlich auf einen Sprung nach Wien.

Mehrere tausend Menschen – die Polizei sprach von 6.000, die Veranstalter auf Facebook sogar von 20.000 – versammelten sich Donnerstagabend auf dem Ballhausplatz, um die Popgruppe ihren Song live performen zu sehen – was diese auch gleich zweimal tat. Der Song rahmte Hits wie "Up & Down", "We Like to Party" und "Boom Boom Boom Boom" ein.

"'We're Going to Ibiza' als Protestsong in Österreich! Sie hätten auch jeden Bob-Dylan-Song nehmen können", hatte Vengaboys-Sängerin Captain Kim im Vorfeld gesagt. Und: Das beweise, dass die Österreicher nicht nur "einen fantastischen Musikgeschmack", sondern darüber hinaus "einen fantastischen Sinn für Humor" hätten. Der Song hatte es aufgrund der Regierungskrise auf Platz eins der österreichischen iTunes-Charts geschafft.

Der langerwartete Auftritt.
Foto :APA/LUKAS HUTER

Heimlicher Initiator: Jan Böhmermann

Nach Veröffentlichung des Ibiza-Videos, das Heinz-Christian Strache aus der Regierung katapultierte und in weiterer Folge auch zur Auflösung von Türkis-Blau führte, postete der deutsche Kabarettist Jan Böhmermann kommentarlos den Link zum Youtube-Video von "We're Going to Ibiza" auf seinem Twitter-Channel. Nach der offiziellen Verkündung von Straches Rücktritt wurde der Song erstmals auf dem Ballhausplatz gespielt und dazu getanzt.

Böhmermann dürfte den Auftritt der Vengaboys am Donnerstagabend live mitverfolgt haben. Zumindest ließen Fotos der Band und des Auftritts vom Ballhausplatz in seiner Instagram-Story darauf schließen.

Politisches Engagement & Bierdosen

Die Donnerstagsdemo fand bereits zum 32. Mal statt und hatte wie immer auch den Anklang eines sozialen Events: Auf kurze und knackige Ansprachen über Strategien des Antirassismus, mehr Raum für Queerfeminismus, Menschenrechte, Flucht und Migration folgten die österreichische Indierockband Dives und der Chor der "Omas gegen rechts". Und eben die Vengaboys.

Nur einige wenige der Demonstrierenden schienen tatsächlich mehr am Auftritt der Band interessiert, die überwiegende Mehrheit wirkte routiniert bei der Abhandlung der Donnerstagsdemo. Jung und Alt standen nickend und einander mit Bierdosen zuprostend nebeneinander, während geredet und gefeiert wurde: Konfetti-Kanonen inklusive.

Am 13. Juni "ist wieder Donnerstag", die Antiregierungsdemo findet diesmal im Sigmund-Freud-Park gegenüber der Votivkirche statt. (Stefanie Schermann, APA, Video: Christian Fischer, 30.5.2019)