Bild nicht mehr verfügbar.

On der Nähe von Zubin Potok räumte die Kosovo-Polizei eine Barrikade.

Foto: AP/(Bojan Slavkovic

Prishtina (Pristina)/Moskau – Russland hat die EU und die USA im Hinblick auf neue Spannungen im Kosovo zu dringendem Handeln aufgefordert. Die internationalen Schutzmächte Prishtinas müssten auf die radikalen Kosovo-Albaner einwirken, um eine weitere Eskalation des Konflikts mit unvorhersehbaren Folgen zu verhindern. Das teilte eine Sprecherin der Außenministeriums am Dienstag in Moskau mit.

Russland verurteilte eine Razzia im größtenteils serbisch bevölkerten Norden des Kosovos als neuerliche Provokation der nichtalbanischen Bevölkerung. Zudem kritisierte Moskau, dass im Zuge der Polizeiaktion ein russischer Diplomat vorübergehend festgenommen worden sei.

"Bewaffneter Widerstand"

Nach kosovarischen Angaben richtete sich die Razzia gegen Schmuggler und mafiöse Strukturen. Obwohl das Gebiet zum Kosovo gehört, haben die kosovarischen Behörden dort keine entscheidende Präsenz. Nach Angaben des Innenministeriums in Prishtina trafen die Sicherheitskräfte bei dem Einsatz gegen organisierte Kriminalität am Dienstag auf "bewaffneten Widerstand".

Bei der Razzia wurden 19 Personen festgenommen, unter ihnen ein lokaler Polizeichef, bestätigte die Polizei in Prishtina am Nachmittag bei einer Pressekonferenz. Unter den Festgenommenen, alle Polizisten, die mittlerweile vom Dienst suspendiert wurden, befinden sich demnach elf Serben und vier Albaner und vier Bosniaken. Der Chefankläger Syle Hoxha bestätigte bei derselben Pressekonferenz, dass die Razzia nach einjährigen Ermittlungen erfolgt sei.

Uno-Mitarbeiter verletzt

Das UNMIK-Büro in Prishtina bestätigte unterdessen, dass sich unter den Festgenommenen auch zwei Mitarbeiter der Uno-Mission befinden würden. Sie seien verletzt ins Krankenhaus eingeliefert worden. Der UNMIK-Chef Zahir Tanini rief die kosovarischen Behörden auf, die zwei Missionsmitarbeiter dringend freizulassen. Er kündigte an, auf "jeglichen Schaden", der Mitarbeitern der Vereinten Nationen zugefügt werde, mit "einem Höchstmaß an diplomatischen und internationalen rechtlichen Schritten" zu reagieren.

Bei einem der beiden festgenommenen Uno-Mitarbeiter soll es sich um einen Russen handeln. Kosovos Präsident Hashim Thaci warf ihm vor, er habe "als Diplomat getarnt" versucht, die Polizei an der Ausübung ihrer Pflichten zu hindern. Das russische Außenministerium verurteilte die Festnahme als "unerhörten Vorfall", durch den die "provozierende Linie" der Führung des Kosovo erneut sichtbar werde.

Russland warnt vor Provokation

In der Stellungnahme des russischen Außenministeriums hieß es, die gewaltsame Polizeiaktion habe das Ziel gehabt, die serbische Bevölkerung einzuschüchtern. Russland ist der Hauptverbündete des Nachbarlandes Serbien, das die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennt. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic ließ laut einem Bericht des Staatsfernsehens die Armee in Bereitschaft versetzen.

Der Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Anders als die meisten EU-Länder erkennt Serbien die Unabhängigkeit bis heute nicht an und betrachtet den Kosovo weiterhin als eine seiner Provinzen. (red, APA, dpa, 28.5.2019)