Bild nicht mehr verfügbar.

Harriet Tubman, Amerikas berühmteste Fluchthelferin sollte mit dem 20-Dollar-Schein geehrt werden – doch Donald Trumps Regierung ist dagegen.

REUTERS

Der Kandidat Donald Trump reagierte verschnupft, als Barack Obamas Regierung mitteilte, auf den neuen Zwanzig-Dollar-Scheinen demnächst Harriet Tubman zu ehren und Andrew Jackson von dort zu verbannen. "Pure politische Korrektheit", protestierte er und schlug vor, das Porträt der Frau stattdessen auf die Zwei-Dollar-Note zu drucken, die allerdings, im Unterschied zu den Einsern, den Fünfern, den Zehnern und Zwanzigern, kaum im Umlauf ist, warum auch immer.

Tubman, geboren um 1822, das genaue Jahr ist nicht verbürgt, hat Geschichte geschrieben als berühmteste Fluchthelferin entlaufener Sklaven, die sie mithilfe des geheimen Netzwerks ihrer "Underground Railroad" aus dem Süden in den Norden der USA lotste. Jackson, 1828 zum siebten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, dient Trump als historisches Vorbild, forsch und entschlossen, der erste Populist im Weißen Haus. Und seit ein paar Tagen ist klar, dass es unter dem Präsidenten Trump keine Dollarnoten mit Harriet Tubmans Konterfei geben wird.

Andere Prioritäten

Finanzminister Steve Mnuchin ließ verlauten, in Bezug auf Geldscheine sei er auf absehbare Zeit mit anderem beschäftigt als mit der Auswahl von Gesichtern, nämlich mit der Frage, wie man die Scheine fälschungssicherer mache. Statt das blassgrüne Papier schon ab 2020 mit Tubmans Konterfei zu schmücken, wie es unter Obama geplant worden war, soll nun frühestens 2026 eine Entscheidung fallen. Dann ist Trump mit Sicherheit nicht mehr im Amt.

Das mit dem Vorrang für die Fälschungssicherheit hat denn auch niemanden überzeugt. Vielmehr steht der Verdacht im Raum, dass Trump ausnahmslos alles vergessen machen will, was an die Ära seines Vorgängers erinnert. Vom Kandidaten Obama übrigens stammt der Satz, dass er nun mal anders aussehe als all die anderen Präsidenten auf den Dollarscheinen. Prägnant illustrierte er, was für eine Zäsur sich damals allein schon mit der Möglichkeit verband, demnächst einen Mann mit dunkler Haut im Oval Office zu sehen. Wen die Republik durch ihre Banknoten ehre, sei gewiss keine Nebensache, findet Ayanna Presley, die erste Afroamerikanerin, die den Neuengland-Staat Massachusetts im Abgeordnetenhaus vertritt.

"Es waren ja nicht nur weiße Männer, die dieses Land aufgebaut haben", sagt die Demokratin. Ihr Kollege Elijah Cummings erinnert an die Symbolik des Jahres 2020, da hundert Jahre zuvor das Frauenwahlrecht in der US-Verfassung verankert wurde. Eigentlich habe er sich nicht vorstellen können, dass jemand so kleingeistig sei, um an der pünktlichen Einführung der Tubman-Zwanziger zu rütteln, schreibt er in der Washington Post. "Diese Regierung aber scheut wirklich keine Mühen, um Frauen, Minderheiten und unserer Geschichte ins Gesicht zu schlagen."

Abstimmung zur Causa

Demnächst soll die Abgeordnetenkammer über einen Gesetzentwurf abstimmen, der das Finanzressort auf den Fahrplan aus Obamas Zeiten verpflichtet. Neben neun Demokraten zählen auch sechs Republikaner zu den Initiatoren, was umso bemerkenswerter ist, weil die Republikanische Partei dem Präsidenten ansonsten widerspruchslos die Treue hält.

Dass Trump sich als Erbe seines Idols Jackson versteht, hat er durch Gesten und Worte ein ums andere Mal deutlich gemacht. Als Erstes ließ er sich ein Bild des Südstaatlers ins Oval Office hängen, dann flog er nach Nashville, um an dessen Grab einen Kranz niederzulegen. Andrew Jackson, sagte er, habe eine arrogante Elite herausgefordert und ihr die Stirn geboten – ob das vertraut klinge? Nun hat "Old Hickory", wie sie ihn nannten, nicht nur populistische Sprüche geklopft. Er ließ auch zu Tausenden Indianer aus dem Südosten der USA vertreiben, um den Weg frei zu machen für eine Plantagenwirtschaft, die auf der Ausbeutung verschleppter Sklaven beruhte. Harriet Tubman kam – im Bundesstaat Maryland, nicht im tiefen Süden – als Sklavin zur Welt. 1849 gelang ihr die Flucht nach Philadelphia, wo sie ihr klandestines Netz zu knüpfen begann. (Frank Herrmann aus Washington, 28.5.2019)