Exkanzler Wolfgang Schüssel telefoniert künftig nicht mehr in Russland, jedenfalls nicht als Aufsichtsrat.

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Wien – Der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) verliert sein Aufsichtsratsmandat beim größten russischen Mobilfunkkonzern MTS. Nach einem Jahr im Aufsichtsgremium steht er nicht mehr auf der Liste für eine Wiederwahl. Das berichtet "Die Presse" in ihrer Ausgabe von Mittwoch. Auch der Exchef der Deutschen Telekom, Ron Sommer, und der südafrikanische Unternehmer Stanley Miller scheiden aus dem Aufsichtsrat von MTS aus. Sommer ist ein langjähriger Vertrauter Schüssels, er hatte dessen Engagement bei der MTS auch einfädelt. MTS gehört zum Mischkonzern AFK Sistema und hat 110 Millionen Kunden.

Sommers Ausscheiden sei für ihn, Schüssel, "ein guter Anlass" gewesen, seinen Arbeitsaufwand zu reduzieren, zitiert "Die Presse" den Expolitiker. Er sei ja auch noch im Aufsichtsrat des deutschen Energiekonzerns RWE und werde im Juni in das globale Aufsichtsgremium der Lukoil einziehen, also in Russlands zweitgrößten privaten Ölkonzern.

Neo-Österreicher soll folgen

Auf der Liste der Kandidaten für die neuen MTS-Aufseher stehen zwei Russen, darunter der Sohn von MTS-Hauptaktionär Wladimir Jewtuschenkow – aber auch ein Neo-Österreicher: Valentin Jumaschew. Er und seine Frau haben die österreichische Staatsbürgerschaft 2009 erhalten, der Magna-Konzern hätte sich dafür eingesetzt, wie "News" 2013 unter Berufung auf ein Ministerratsprotokoll berichtet hatte.

Jumaschew war und ist ein wichtiger Mann in Russland: ehrenamtlicher Berater von Kreml-Chef Wladimir Putin. Unter Boris Jelzin war er Administrationschef des Kreml gewesen.

Magna- und Strabag-Connection

Feine Familienfäden des MTS-Aufsichtsratskandidaten reichen bis nach Österreich. Jumaschews Tochter aus erster Ehe, Polina, hat 2001 den russischen Oligarchen Oleg Deripaska geheiratet (heute lebt man getrennt, wie "Die Presse" weiß) – und Deripaska ist Großaktionär beim Baukonzern Strabag. In Deripaskas Konzern wiederum arbeitet Siegfried Wolf, der einstige Magna-Chef. (red, 29.5.2019)