Hilft nichts: Alkohol schödigt die Organe. Bei Konsumenten ab dem 45. Lebensjahr steigt die Abhängigkeit.

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41 Prozent der Österreicher weisen einen geringen bis mittleren Alkoholkonsum auf. 17 Prozent der Bevölkerung weisen einen hohen Konsum auf. "Die größte Gruppe der problematischen Trinker besteht bei den 45- bis 55-Jährigen. Das sind die Manager, das sind die Politiker", sagte die Krankenhausapothekerin Martina Anditsch, Leiterin der Apotheke des Wiener AKH bei den Österreichischen Ärztetagen in Grado.

Unter den Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren geben sechs Prozent an, fast täglich Alkohol zu sich zu nehmen. Fünf Prozent der Österreicher ab dem 15. Lebensjahr sind alkoholkrank. Das sind in etwa 360.000 Menschen.

Sich selbst täuschen

Die sogenannten Grenzmengen täuschen. Zwar werden 20 Gramm reinen Alkohols (ein Viertel Liter Wein oder ein halber Liter Bier) pro Tag (fünf Tage der Woche) bei Frauen und 30 Gramm Alkohol bei Männern noch als "risikoarm" angesehen, doch es gibt keine echte Schwelle, aber welcher der Konsum schädlich wird. Eine 2016 in der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" erschienene epidemiologische Studie für 195 Staaten und Regionen der Erde kam zu folgendem Fazit: "Es existiert kein sicherer Wert für Alkoholkonsum", zitiert Anditsch.

In einer britischen Studie, ebenfalls im "Lancet" erschienen, wurde der Alkohol auf einer Skala von 0 bis 100 mit einem Wert von 72 als die gefährlichste Droge eingestuft. Heroin kam mit 55 Punkten an die zweite Stelle, Crack (54) an die dritte Stelle. "Alkoholkonsum ist jährlich weltweit für 2,8 Millionen Todesfälle verantwortlich", sagte Anditsch.

Alkohol erhöht Krebsrisiko

Besonders kritisch ist Alkohol im Zusammenhang mit Krebs zu sehen: Regelmäßiger Konsum erhöht drastisch das Risiko für Krebs im Mundbereich, Kehlkopf, Ösophagus, Magen, Leber und Pankreas. Er ist auch einer der stärksten Risikofaktoren für das Mammakarzinom bei Frauen, weil er die Östrogenspiegel anhebt. Kommt Rauchen noch hinzu, potenziert sich das Risiko. Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist besonders das stark erhöhte Schlaganfallrisiko bei chronischem Alkoholkonsum hervorzuheben.

Naturgemäß gibt es zahlreiche Interaktionen mit Arzneimitteln. So dämpft Alkohol das Atemzentrum im Gehirn. Diese zentralnervöse Dämpfung ist aber auch ein Nebeneffekt von Schlaf- und Beruhigungsmitteln, sedierenden Antidepressiva, Antihistaminika, Antipsychotika, Antiepileptika etc. Hier kann sich die Wirkung gefährlich potenzieren.

Nichtsteroidale Antirheumatika oder Aspirin wiederum greifen an sich die Magenschleimhaut an. Genau das gleiche macht auch Alkohol. Eine verstärkte Lebertoxizität kann eine Kombination von Alkohol und Wirkstoffen wie Agomelatin oder Dulexitin gegen Depressionen verursachen. Und schließlich kann es bei Einnahme von Antidrepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmern und ähnlichen Medikamenten (auch bei Opioid-Schmerzmitteln) zu Krampfanfällen kommen. (APA, 30.5.2019)