Krabbenfischen ist keine Ausnahme, sondern ein regelmäßig stattfindendes Verhalten der Schimpansen im Nimba-Gebirge.
Foto: Kathelijne Koops

Zürich – Nachdem erst in der vergangenen Woche deutsche Forscher berichtet hatten, dass erstmals Schimpansen beim Verzehr von Schildkröten gesichtet worden waren, ziehen nun Schweizer Kollegen mit einer weiteren Beobachtung nach. Auch diesmal geht es um eine fleischliche Erweiterung des Schimpansen-Menüs – die Menschenaffen fischen bei Gelegenheit offenbar auch nach Krabben, berichtet die Universität Zürich.

"Unsere Studie ist der erstmalige Beweis, dass nichtmenschliche Affen regelmäßig im Wasser vorkommende Lebewesen fischen und fressen", sagt Kathelijne Koops vom Anthropologischen Institut der Uni Zürich. Sie und ihr Team entdeckten, dass Schimpansen im Regenwald des Nimba-Gebirges in Guinea das ganze Jahr über Süßwasserkrabben konsumieren. Die Schimpansen suchen in den flachen Wasserläufen dieses gebirgigen Regenwalds nach Krabben, indem sie mit den Fingern das Bachbett aufwühlen.

Regelmäßige Nahrungsquelle

Um eine Notlösung, weil keine andere Nahrung zur Verfügung stünde, handelt es sich dabei offenbar nicht: Laut den Forschern fraßen die Schimpansen im Untersuchungszeitraum Krabben unabhängig davon, ob als Alternative reife Früchte verfügbar waren. Allerdings gingen die Schimpansen häufiger auf Krabbenfang, wenn sie weniger Ameisen fraßen, was auf einen ähnlichen Stellenwert von Krabben und Ameisen für ihre Ernährung hinweist.

Und noch etwas zeigte sich: "Weibliche Schimpansen mit ihren Jungen fischten häufiger und länger nach Krabben, was wir so nicht erwartet haben", sagt Koops. Als Erklärung dafür liegt nahe, dass Krabben Fettsäuren und Mikronährstoffe wie Natrium und Kalzium liefern, die für die Gesundheit von Mutter und Kind entscheidend sind.

Die Beute ist klein, aber in Summe läppert sie sich.
Foto: Kathelijne Koops

Die Forscherin sieht in diesem Verhalten einen mögliche Parallele zum Fressverhalten früherer Homininen, also auch unserer eigenen Vorfahren. Tierische Nahrung ist für ein optimales Wachstum des Gehirns günstig – ein solches Verhalten könnte also eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Menschen gespielt haben. (red, 29. 5. 2019)