Eine Kelpie-Mutter mit ihren Welpen.
Foto: University of Sydney

Der Australian Kelpie, eine wegen ihrer Intelligenz auch in Europa zunehmend beliebte Hunderasse, ist von Legenden umrankt. Das beginnt schon beim Namen – direkt geht er auf die Collie-Hündin Kelpie zurück, die im späten 19. Jahrhundert von Schottland nach Australien importiert worden sein soll und so zur Stammmutter der neuen Hunderasse wurde. Oder genauer gesagt sogar zweier Hunderassen, denn es gibt auch noch den sogenannten "Working Kelpie". Die Hündin wiederum war nach Gestalten aus der keltischen Mythologie benannt: Kelpies sind Wassergeister in Pferdeform, die jeden, der sie reiten will, in die Tiefe ziehen und auffressen.

Die andere Legende betrifft das Erbgut der Australian Kelpies. Lange Zeit galt es nämlich als gesichert, dass die Hunde einst mit Dingos gekreuzt wurden. Diese heute für Australien typischen Tiere sind keine Wildhunde, sondern die verwilderten Nachfahren von Haushunden, die vor über 4.000 Jahren mit Seefahrern aus Südostasien nach Australien gelangt sein sollen.

Der Haushund kam zweimal nach Australien. Die heutigen Dingos sind die Nachfahren der ersten Welle.
Foto: APA/AFP/AFP FILES/WILLIAM WEST

Das kurze, einfärbige Fell der Australian Kelpies – oft in Sand- und Rottönen –, ihre spitzen, aufrechten Ohren und der generelle Habitus legten die Vermutung nahe, dass sie "Dingo-Blut" in sich trügen. Die Siedler im frühen 20. Jahrhundert hätten die Hunderassen absichtlich gekreuzt, um die europäischen Hütehunde besser an die rauen australischen Verhältnisse anzupassen, soweit ein weit verbreiteter Glaube.

Stimmt aber nicht, sagt nun Claire Wade von der Universität Sydney. Sie führte mit ihrem Team umfangreiche genetische Analysen durch und fokussierte dabei insbesondere auf Gene, die für die Ohrenhaltung und die Fellfarbe entscheidend sind. Das eindeutige Ergebnis: Dingos und Australian Kelpies weisen keine Gemeinsamkeit in den betreffenden Genen auf, sie sind also nicht unmittelbar miteinander verwandt. Dass Haushunde durch Dingo-Eigenschaften abgehärtet wurden, sei also nicht mehr als ein Stück "Australiana" – eine liebevoll gehegte nostalgische Legende. (jdo, 31. 5. 2019)

Die farbliche Bandbreite von Kelpies ist groß – hier im Bild Genetikerin Claire Wade mit zwei weiteren Exemplaren.
Foto: Vanessa Saines/University of Sydney