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Großeinsatz am Mittwochabend.

Foto: AP/Peter Lakatos

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Am Donnerstag ging die Suche nach den Vermissten weiter.

Foto: AP/Balazs Mohai/MTI

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Trauer in Budapest.

Foto: Reuters/MARKO DJURICA

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Die Taucher warten auf ihren Einsatz.

Foto: AP Photo/Laszlo Balogh

Budapest/Seoul – Nach dem schweren Schiffsunglück auf der Donau in Budapest behindern Hochwasser und starke Strömung die Suche nach den 21 Vermissten. Bisher konnten Taucher das in sechs Metern Tiefe liegende Schiff nicht erreichen, wie der ungarische Außenminister Peter Szijarto am Freitag sagte.

Der mit südkoreanischen Touristen besetzte Ausflugsdampfer war am Mittwochabend mit einem fünf Mal größeren Donau-Kreuzfahrtschiff zusammengestoßen und binnen Sekunden gesunken. Nur sieben der insgesamt 35 Insassen wurden gerettet. Der Kapitän des Kreuzfahrtschiffs wurde inzwischen festgenommen. Er gibt an, sämtliche Regeln eingehalten und kein Verbrechen begangen zu haben.

Kontroverse um Unfallhergang

Experten zufolge dürfte der kleine Ausflugsdampfer nicht – wie bisher betont – vor das größere Hotelschiff gefahren sein. Vielmehr soll das Donau-Kreuzfahrtschiff gegen das kleinere Boot gesteuert und damit das Unglück verursacht haben. Das größere Schiff hätte seine Geschwindigkeit verringern und die Durchfahrt des Ausflugsdampfers unter der Brücke abwarten müssen, zitierte die ungarische Nachrichtenagentur MIT Attila Bencsik, den Vorsitzenden des Verbands der ungarischen Binnenschiffer.

Landkarte mit dem Unglücksort.

Gegen Zeit und Wetter

Die Rettungskräfte vermuten unterdessen, dass sich die meisten Vermissten im Inneren des gesunkenen Schiffes befinden, da es zum Zeitpunkt des Unglücks in Strömen regnete. Seit Freitag verstärkt ein südkoreanisches Tauchteam die ungarischen Kollegen. Es traf in der Früh gemeinsam mit Außenministerin Kyung Wha Kang in der ungarischen Hauptstadt ein, wegen der reißenden Strömung waren jedoch zunächst keine Tauchgänge möglich.

Gemeinsam mit ihrem ungarischen Kollegen Szijjarto besuchte Kang die Unglücksstelle. Sie gebe die Hoffnung auf weitere Überlebende nicht auf, sagte sie anschließend vor der Presse. Ihr ungarischer Kollege äußerte sich vorsichtiger. Nach wochenlangem Regen seien Wetter und Strömung "gegen uns", sagte Szijjarto. "Unter Wasser ist die Sicht gleich Null, und der Pegel steigt weiter". Ungarn werde jedoch alles tun, um die Vermissten zu finden und die Tragödie aufzuklären.

Euronews-Bericht.
euronews (in English)

Auch Einsatztaucher aus Österreich unterstützten die ungarischen Kollegen. Das Risiko für die Einsatztaucher sei derzeit noch zu hoch, erklärte auch Gerald Haider, Leiter des Stabs der Direktion für Spezialeinheiten im Innenministerium (DSE), im Gespräch mit der APA. "Bei Hochwasser werden viele große Gegenstände wie Baumstämme die Donau hinabgetragen. Nichts wäre blöder, als dass ein Taucher davon getroffen werden würde", sagte er.

Zeugin: "Es war schrecklich"

Der Unfall ereignete sich auf einem bei Touristen beliebten Abschnitt der Donau, der einen Blick auf die Stadt und das in der Nacht beleuchtete Parlament bietet. Jeden Tag tummeln sich dort dutzende kleine Ausflugsdampfer sowie größere Flusskreuzfahrtschiffe.

Von der Polizei veröffentlichte Überwachungsvideos zeigen, wie das Kreuzfahrtschiff "Sigyn" des norwegischen Unternehmens Viking mit großer Geschwindigkeit auf den kleinen Dampfer zufährt. Der 64-jährige ukrainische Kapitän der "Sigyn" wurde am Donnerstag in Gewahrsam genommen. Nach Angaben der Polizei wird gegen ihn wegen "krimineller Fahrlässigkeit" ermittelt.

Eine Überwachungskamera filmte die Kollision.
DER STANDARD

Den Insassen an Bord der "Sigyn" geschah nichts. "Wir haben nicht einmal einen Stoß gespürt", berichtete die 66-jährige US-Touristin Ginger Brinton. Sie hätten das Unglück erst bemerkt, als sie Menschen im Wasser gesehen hätten: "Es war schrecklich".

Südkoreanische Überlebende schilderten der Nachrichtenagentur Yonhap, wie sie sich nach dem plötzlichen Untergang ihres Schiffs gerade noch an Bojen festhalten konnten und hilflos zusehen mussten, wie andere von der Strömung fortgerissen wurden. Drei der sieben bisher geborgenen Leichen wurden mehrere Kilometer flussabwärts entdeckt.

Großes Suchgebiet

An Bord des Ausflugschiffs waren neben den 31 Touristen und ihren Reiseleitern der einheimische Kapitän und ein Besatzungsmitglied. Sie zählen zu den Vermissten. Die Suche nach den Vermissten erstreckt sich von Budapest die gesamte südliche Donau entlang bis nach Serbien.

Am Ufer unweit der Unglücksstelle an der Margaretenbrücke erinnerten Blumen und Kerzen an die Opfer des schweren Unglücks. Für den Abend war eine Gedenkwache vor der südkoreanischen Botschaft geplant. An ihr dürften auch Angehörige der Opfer teilnehmen, die ebenfalls am Freitag in Budapest erwartet wurden. (APA, Reuters, 31.5.2019)