Wien – Ein Mikrowellengericht hätte Manfred Blei (Name geändert, Anm.) möglicherweise erspart, dass er sich wegen einer gefährlichen Drohung vor Richter Thomas Kreuter verantworten muss. Leider bereitete der 35-jährige gelernte Koch am 13. März daheim gerade eine Pastasauce zu, als er ein Geräusch an seiner Tür zu hören vermeinte.

Aber der Reihe nach: Begonnen hat die Geschichte schon am Tag zuvor. "Wir haben gefeiert, die ganze Nacht durch, die letzten Gäste sind um zwölf oder ein Uhr gegangen", erzählt der zweifach Vorbestrafte. Kreuter ist ob der Zeitangabe ein wenig verwirrt: "Das ist die ganze Nacht durch?" – "Nein, nein, Mittag am nächsten Tag", klärt ihn der Angeklagte auf.

Nach durchzechter Nacht meldete sich bei Blei also das Verlangen nach Kohlenhydraten: "Ich habe mir Spaghetti Bolognese gemacht, als ich gehört habe, dass jemand an der Tür fummelte." Er reagierte schnell, ließ das Ragù Ragù sein und lief zur Tür. "Haben Sie dabei das Messer noch in der Hand gehabt?", fragt der Richter. "Es kann sein, ich weiß es wirklich nicht mehr."

"Ich bin kein Abstecher"

Im Stiegenhaus habe er noch einen Schatten ins nächste Stockwerk huschen sehen, behauptet der Angeklagte. Er lief nach, oben habe er "Oarschloch, kumm aussa, daun gibt's wos!" oder Ähnliches geschrien. Ob auch eine Todesdrohung dabei gewesen sei? ",I hau da den Schädl ei' kann ich vielleicht im Zorn gesagt haben, aber sicher nicht, dass ich jemanden absteche. Ich bin kein Abstecher", stellt Blei klar.

Zwei Nachbarinnen hörten den Lärm und schauten durch ihre Türspione. Bei der Befragung der 14-Jährigen und der 37 Jahre alten Zeugin kommen recht unterschiedliche Aussagen. Die Schülerin sagt, Blei habe entweder von "erschlagen" oder "erstechen" gebrüllt, die ältere Zeugin will "Ich schieß Dir!" gehört haben.

Überhaupt zeigt sich bei der Befragung dieser Zeugin, dass ein Dolmetscher nötig wäre, der bei der Polizei aber nicht anwesend war. Sie ist sich auch nicht sicher, ob der Angeklagte ein Messer dabei hatte. Blei ging damals jedenfalls zurück in seine Wohnung und wollte weiterkochen, als ihn die alarmierte Exekutive widerstandslos festnahm.

Kreuter spricht ihn wegen der unklaren Zeugenaussagen rechtskräftig frei und gibt ihm noch einen Hinweis bezüglich Alkoholkonsum mit auf den Weg. "Wir halten im Alter alle miteinander weniger aus", warnt er. "Es ist mir eine Lehre", bedankt Blei sich.