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Kim Jong-un mit US-Präsident Donald Trump. Nach dem Scheitern des Gipfels der beiden Machthaber in Hanoi soll der nordkoreanische Chefverhandler nun hingerichtet worden sein.

Foto: Reuters / Leah Mills

Seoul – Nach dem ergebnislosen Gipfeltreffen von Hanoi hat Nordkorea einem südkoreanischen Zeitungsbericht zufolge seinen Sondergesandten für die USA hingerichtet. Kim Hyok-chol sei nach seiner Rückkehr im März am Mirim-Flughafen bei Pjöngjang erschossen worden, berichtete die Tageszeitung "Chosun Ilbo" am Freitag unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Weitere Quellen für die Meldung gibt es allerdings nicht.

Der Reporter der "Washington Post" in Seoul, John Hudson, teilte auf Twitter mit, seine Versuche, eine Bestätigung für die Geschichte in Südkorea oder den USA einzuholen, seien bisher fehlgeschlagen. Allerdings habe ihm ein Vertreter der Südkoreaner gesagt, dass derartiges Verhalten in Nordkorea nicht unüblich sei. Das Image Kim Jong-uns als fehlerloser Führer müsse unter allen Bedingungen aufrechterhalten werden. Wenn Fehler, wie das Treffen in Hanoi, geschehen, müssten dafür also aus Sicht des Regimes andere zur Verantwortung gezogen werden.

USA prüfen Bericht

US-Außenminister Mike Pompeo sagte auf Nachfrage von Journalisten, er könne die Meldung weder bestätigen noch dementieren: "Wir tun unser Bestes, diesen Bericht zu überprüfen, und können sonst derzeit nichts dazu sagen."

Zudem hat Kim schon mehrfach ehemaliges Spitzenpersonal hinrichten lassen. Vizepremier Kim Yong-jin wurde nach Angaben staatlicher Agenturen im Jahr 2016 exekutiert, nachdem er bei einem Treffen "mangelnden Respekt" vor Kim gezeigt habe. Er habe das durch seine "schlechte Sitzhaltung" erkennen lassen. Kims Onkel Jang Song-thaek, der den Diktator zuvor in sein Amt eingeführt hatte, wurde schon 2013 exekutiert, nachdem ihn Beamte während einer Sitzung des Parteibüros plötzlich abgeführt hatten. Ihm wurden unter anderem "zahlreiche Liebesbeziehungen" und Drogenmissbrauch vorgeworfen. Vizeminister Kim Chol war 2012 hingerichtet worden. Südkoreanische Berichte, wonach Jang mittels Hundestaffeln und Chol durch Granatenbeschuss ermordet wurde, werden von Experten nicht für glaubwürdig gehalten.

Kim Hyok-chol hatte zusammen mit dem US-Gesandten Stephen Biegun das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim vorbereitet.

Hinrichtung und Gefangenenlager

Neben Kim Hyok-chol seien vier weitere hochrangige Mitarbeiter des nordkoreanischen Außenministeriums nach einer "Untersuchung" hingerichtet worden, hieß es. Laut der Zeitung wurde zudem die Übersetzerin des nordkoreanischen Machthabers, Shin Hye-yong, nach dem Gipfel in ein Gefangenenlager geschickt. Sie habe ein neues Angebot Kims kurz vor Abbruch der Gespräche mit Trump nicht übersetzt.

Auch der hochrangige Vertreter der Kommunistischen Partei Nordkoreas, Kim Yong-chol, wurde der Zeitung zufolge in ein Arbeitslager gesperrt. Er hatte als Gesandter in den Atomgesprächen mit US-Außenminister Mike Pompeo verhandelt.

Trumps Scherze mit dem Diktator

Bei dem Gipfeltreffen in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi im Februar hatten Trump und Kim keine Einigung über Schritte zur atomaren Abrüstung Nordkoreas erzielt. Nordkorea hatte eine Aufhebung der Sanktionen gefordert, nach Angaben aus US-Regierungskreisen im Gegenzug aber nur angeboten, Teile der Atomanlage Yongbyon stillzulegen. Allerdings hatten die USA im Vorfeld auch keine anderen Schritte vom Kim-Regime verlangt. Zudem hatte Trump den Eindruck vermittelt, sich womöglich tatsächlich mit vagen Zugeständnissen zufriedengeben zu wollen. Dass das nicht der Fall sein würde, machte der US-Präsident offenbar erst in den letzten Stunden des Treffens klar.

Kim hatte vor einigen Wochen in einer Ansprache erklärt, er sei weiter zu Verhandlungen bereit. Allerdings setzte er den USA eine Frist bis Jahresende, innerhalb derer man sich "ernsthafte Schritte" der USA erwarte. Was er andernfalls tun würde, sagte er nicht. Unklar bleibt, wer neue Verhandlungen mit den USA nun führen soll.

Trump hat die Hoffnung auf einen Deal mit Nordkorea aber nicht aufgegeben. Bei einer Reise durch Asien hatte er zuletzt mehrfach Kim Jong-un gelobt. Solange Nordkorea keine Atomtests durchführe oder Langstreckenraketen teste, sei er weiter verhandlungsbereit. Im Scherz hatte er auch erkennen lassen, dass er sich durch eine Äußerung der nordkoreanischen Staatspropaganda geschmeichelt fühle, die seinen möglichen demokratischen Konkurrenten um das US-Präsidentenamt, Joe Biden, als "low IQ individual" bezeichnet hatte. (APA, mesc, 31.5.2019)