"Mr. Frequentis" Hannes Bardach (in der Mitte) – jetzt Aufsichtsratschef – erzählt juristischen Nachwuchstalenten, wie er das gemacht hat und was für seinen Erfolg die tragenden Ingredienzen sind. Gastgeber Clemens Hasenauer (CHSH) entdeckt dabei Parallelen. Karin Bauer hat die Stunde moderiert.

Foto: andy urban

Übernahmen und Fusionen (M&A) im Trockentraining üben, dann von einer namhaften Persönlichkeit und ihrer Karriere lernen, anschließend clubben. So läuft das Recruiting-Event "Big Deal" für Studierende am Juridicum und der Wirtschaftsuni einmal im Jahr bei den Anwälten Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati (CHSH) in der Wiener City in Kooperation mit dem STANDARD.

Zu Gast heuer Börsenneuling Frequentis in Person des Unternehmers und nunmehrigen Aufsichtsratschefs Hannes Bardach. Es ist einer seiner wenigen öffentlichen Auftritte, den er offen, unpretentiös, humorig und voller Anliegen, künftigen Karrieren wirklich etwas mitzugeben, gestaltet.

Viel Arbeitseinsatz

Anfang der 80er-Jahre hat der absolvierte Techniker Bardach Frequentis übernommen und in zwei Jahrzehnten zum Weltmarktführer für Flugsicherungskommunikationssysteme ausgebaut, aktuell mit 1850 Mitarbeitern, rund 286 Millionen Euro Umsatz und etwa zwölf Millionen Euro Gewinn; seit 14. Mai notiert das Unternehmen außerdem in Wien und Frankfurt. Die Kunden sind international zu finden – von der Weltraumbehörde Nasa über die europäische Flugsicherung bis zur Wiener Polizei.

Er habe immer geglaubt, dass so gut wie alles erlernbar sei und fehlendes Wissen beschafft werden könne, nennt Bardach als durchgängiges Leitmotiv. Da habe er auch einen guten "Griff" gehabt, die richtigen Berater zu finden – ja, und es müssten Bessere an den Tisch geholt werden. Dies unter der Devise "Das Unternehmen muss wachsen" – von 40 Mitarbeitern 1983 auf mittlerweile über 1800.

Arbeitseinsatz war schon sehr viel nötig, viel Konsequenz und Disziplin, sagt er. Wohl erlebe man, wenn man als Ehepaar eine Firma aufbaut (seine Frau ist die Finanzerin) "verschiedene Phasen – aber wir verstehen einander sehr gut".

Nie für Geld gearbeitet

Was war die grundlegende Motivation? "Ich habe nie in meinem Leben für das Geld gearbeitet, sondern um gesamthaft einen möglichst hohen Nutzen zu stiften, das war immer meine Devise. Offensichtlich hat sich der Geldeswert dann durch Nutzen eingestellt."

Beziehungsfähigkeit nennt der 67-Jährige als zentrale Fähigkeit. "50 Prozent des Erfolgs sind Technologie, der Rest ist die menschliche Komponente."

Wie ist sein Bonmot "Es gibt keine technischen, nur menschliche Probleme" zu verstehen? Frequentis beschäftige sich mit der Anwendung von Technologie – wenn da etwas nicht funktioniert, dann liege die Lösungsschwierigkeit immer im Menschlichen, nicht im Technischen. Gastgeber Clemens Hasenauer (Partner bei CHSH) sieht eine Menge Parallelen zu seinem Geschäft.

Ob Technik-Fan Bardach ein ultrasmartes Home bewohnt? Es lasse sich alles noch bedienen, lacht er vergnügt, seine Frau und er entscheiden schon noch, wann das Licht an- oder ausgeht.

Wer eine Firma führt, trage die Probleme meistens andauernd mit sich herum, sagt er zur Work-Life-Balance. Aber er bastle sehr gern, das vertreibe zeitweise belastende Gedanken.

Ganz oben: Ehrlichkeit

Hoher Grad an Disziplin, hohe Ansprüche an sich selbst – das eint Hasenauer und Bardach. Bedeutet das recht gnadenlose Ansprüche an Mitarbeiter? Es sei sicher auch anstrengend, mit "dem Bardach" zu arbeiten, sagt dieser. Er habe auch immer gesagt, dass "die Jahre mit dem Bardach" doppelt zählten – nur die Sozialversicherung erkenne das noch nicht an. Positives Betriebsklima inklusive Spaß sei, so Bardach wieder ernst, Grundlage einer guten Organisation. Offenheit und Ehrlichkeit – das sind ihm die wichtigsten Arbeitsgrundlagen für ein Miteinander. Keine Geheimistuerei, keine Hierarchie des Wissens. Es gebe keine Mitarbeiter, die "zu viel wissen".

Was können beide gar nicht haben? Falschheit, wenn Menschen sich krampfhaft verstellen – das spüre man aber gleich. (kbau, 7.6.2019)