AMS-Chef Johannes Kopf: "Werden wir noch Arbeit haben? Ja. Aber es schaut dunkel aus für die, die nichts gelernt haben."

Foto: Regine Hendrich

Arbeit wird es weiterhin ausreichend geben, beruhigt Johannes Kopf die Studierenden. Wer eine gute Ausbildung hat und bereit ist zu lernen, für den ist auch in der Arbeitswelt der Zukunft Platz, sagt der AMS-Chef in seinem Vortrag an der Universität Wien. Das "falsche" Studium sei besser als gar keines. Eine wichtige Fähigkeit sei, die richtigen Fragen zu stellen.

"Die Sorge, dass Maschinen uns die Arbeit wegnehmen, ist in Wirklichkeit eine ganz alte. Sie wird seit 200 Jahren diskutiert." Innovationen der Vergangenheit hätten zwar mehrfach Berufe obsolet gemacht, die gute Nachricht ist aber: Es sind immer auch neue entstanden. Der dampfbetriebene Webstuhl beispielsweise habe tausende Weberinnen die Beschäftigung gekostet. Dann kam die Eisenbahn. "Sie hat in Europa viele Kutscher arbeitslos gemacht. Aber es wurden Schienen gebaut, und der Handel florierte, weil man plötzlich in Nordeuropa frische Früchte bekommen hat."

Aber wie sind die Stimmen zu beurteilen, die sagen: Diesmal ist es anders? Diesmal sind die Maschinen so intelligent, dass sie Menschen endgültig ersetzen? Die Digitalisierung verändere die Arbeit zwar rasanter, gibt Kopf zu, aber auch sie bringt neue Berufsbilder hervor. Bekannt ist mittlerweile das des Youtubers. Ein aktuelles Beispiel ist auch der "Juicer", der in den Städten nächtens Elektroroller einsammelt und auflädt. Ein ziemlich prekärer Job, räumt Kopf ein – aber es werde auch 3D-Druck-Spezialistinnen brauchen, Drohnenpiloten oder der Game-Designer. Allesamt qualifizierte Berufe.

Ganz neue Aufgaben

Auch bestehende Berufe verändern sich, werden digitaler und anspruchsvoller. Kopf bringt das Beispiel einer Rezeptionistin in einem Hotel. Sie muss längst nicht mehr nur Anrufe entgegennehmen, sondern noch anderes erledigen, etwa Kundenbeschwerden auf Onlineplattformen beantworten. Sie muss also ganz neue Aufgaben übernehmen und dafür ausgebildet werden – eine Herausforderung. Aber auch das sei nicht neu: "Es war auch damals schon schwierig, aus einer Näherin eine Maschinenbedienerin zu machen." Wichtig sei eine gewisse digitale Affinität und natürlich auch Lernbereitschaft. Die sieht der AMS-Chef übrigens als die wichtigste Fähigkeit an, um sich für die Zukunft zu wappnen. "Denn wir wissen vielleicht ganz gut, was wir morgen brauchen, aber nicht, was wir übermorgen brauchen."

Eine gute Grundausbildung hält Kopf jedoch für ebenso wichtig. Gutausgebildete sind weit besser für den Arbeitsmarkt gewappnet. Statistiken zeigen: Die Chancen für jene, die nur die Pflichtschule abgeschlossen haben, nehmen seit Anfang der 1990er-Jahre stetig ab. "Jobs für Menschen ohne Ausbildung verschwinden", sagt der AMS-Chef. Selbst mit dem falschen Studium sei man am Arbeitsmarkt besser dran als ohne Studium.

Die richtigen Fragen stellen

Aber es fange schon viel früher an, in den Kindergärten, in den Volksschulen. "Wir müssen mehr Kinder dafür befähigen, eine höhere Ausbildung zu erreichen." Denn in Österreich entscheidet nachweislich immer noch der Bildungsgrad der Eltern darüber, welche Berufschancen ein Kind später hat.

Weitere Zukunftsqualifikationen sind laut Kopf: soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit und Problemlösungskompetenz. Im Vorteil ist, wer aus einer großen Menge an Informationen die richtigen und wichtigen auswählen kann. Auch "die richtigen Fragen zu stellen" sei ein Plus. (Lisa Breit, 1.6.2019)