Cambridge/Wien – Vor rund 10.000 Jahren gaben die Menschen im Nahen Osten bzw. dem fruchtbaren Halbmond das Jagen und Sammeln auf und stiegen auf Landwirtschaft um. Eine der am besten erforschten Siedlungen dieser Frühzeit der Landwirtschaft ist das Dorf Çatalhöyük im Hochland Anatoliens, das vor rund 9.500 Jahren gegründet wurde.

Der fruchtbare Halbmond vor etwa 8.000 Jahren mit der Siedlung Çatalhöyük im Nordwesten jenes Gebiets, wo mit Landwirtschaft begonnen wurde.
Grafik: Bjoertvedt (Basierend auf einer Karte von Norman Einstein) / wikimedia

Marissa Ledger (Universität Cambridge) und ihr internationales Team befassten sich mit einer speziellen Hinterlassenschaft dieser frühen Bauern: ihren Koprolithen, also den versteinerten Fäkalien. Da Toiletten erst vor 6.000 Jahren in Mesopotamien erfunden wurden, suchten die Bewohner Çatalhöyüks den Misthaufen des Dorfs auf, um ihre Notdurft zu verrichten – oder sie trugen ihre Fäkalien in einem Gefäß dorthin.

Ausgrabungen in Çatalhöyük.

Hygienisch ist das nicht ganz einwandfrei. Und tatsächlich fanden die Forscher in den 8.000 Jahre alten versteinerten Kotproben Eier des Peitschenwurms, wie sie im Fachblatt "Antiquity" berichten.

Einer der untersuchten 8.000 Jahre alten Koprolithen.
Foto: Lisa-Marie Shillito

Die sanitären Bedingungen hatten das ihre zur Ausbreitung des knapp fünf Zentimeter langen Parasiten beigetragen. Denn über den Misthaufen dürften die lästigen Würmer und ihre Eier in die frühe Landwirtschaft und so wiederum in den Menschen gelangt sein. (tasch, 31.5.2019)