Der seit April verletzte Harry Kane (re.) behauptet von sich, fit zu sein, sein Einsatz ist aber ungewiss. Mo Salah hingegen wird nach überstandener Gehirnerschütterung spielen.

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Das Champions League Finale in Zahlen.

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Liveticker Champions League Finale: Liverpool vs. Tottenham, Sa. 21 Uhr

Die großen Zeiten von Martin Peters sind längst vorbei. Damals, 1970, als er als komplettester Mittelfeldspieler Englands galt, kaufte ihn Tottenham Hotspur für 200.000 Pfund und machte den 26-Jährigen zum bis dahin teuersten englischen Kicker. Für einen Martin Peters hätte man damals 400 Mini Cooper oder 1,2 Millionen Pints Bier bekommen. Das war nicht nichts, was Tottenham da hinlegte.

1973 schoss dieser Martin Peters im Halbfinale des UEFA-Cups zwei Tore gegen einen gewissen FC Liverpool, Tottenham scheiterte an der Auswärtstorregel. Im Jahr davor hatten die Spurs im ersten UEFA-Cup-Finale Wolverhampton geschlagen, Peters hatte durchgespielt. Bis 2008 war es das einzige Europacup-Endspiel zweier englischer Klubs.

Unterschiede

Ja, das waren andere Zeiten, als Tottenham ein Transferkrösus war und Titel gewann. Nun gibt es wieder ein rein englisches Finale, es ist 2019, es ist die Champions League, auf der anderen Seite bietet Liverpool Kicker mit einer Milliarde Marktwert auf. Das jüngste Beispiel des Liverpooler Kaufwahns: Die "Reds" hatten das CL-Finale 2018 gegen Real Madrid mit 1:3 verloren, Goalie Loris Karius hatte sich – womöglich von einer Gehirnerschütterung beeinträchtigt – zwei kapitale Fehler erlaubt. Also investierte Liverpool, legte 65 Millionen Pfund für Roma-Goalie Alisson Becker hin. Dafür bekommt man in England heutzutage 2600 Mini Cooper oder 23 Millionen Pints Bier.

Und Tottenham? Hatte 2017/18 mal wieder eine Saison gespielt, wie sie Tottenham eben so spielt: Dritter in der Liga, Halbfinale FA-Cup, Achtelfinale in der Champions League. Und freilich, die Konstante in Nordlondon: kein Titel. Also auf zum Transfermarkt? In England sind die Scheckbücher dank TV-Vertrags und Marketingmillionen ja nicht nur bei Liverpool dauergezückt. Tottenham kaufte einfach mal niemanden, jubelte stattdessen, dass keiner der Leistungsträger den Klub verließ, und fuhr in der Wintertransferphase dasselbe Nichtprogramm.

Fast normal

Damit waren nicht alle Fans glücklich. Wer in einem Wettrüsten nur die eigenen Waffen poliert, muss diesen schon sehr vertrauen. Trainer Mauricio Pochettino gelang wieder eine fast normale Tottenham-Saison: Vierter in der Liga, vierte Runde im FA-Cup. Aber dann eben das Finale der Champions League. Auf dem Weg dahin brauchte es zwei Fußballwunder, aber danach fragt in 50 Jahren keiner mehr.

Tottenham steht traditionell im Schatten der anderen englischen Großklubs. Die Spurs haben ihre Fans, tangieren sonst aber niemanden: zu erfolglos, um wahre Massen hinter sich zu haben; zu grau, um gehasst zu werden. Den beliebten Witz, dass man für einen Liverpool-Meistertitel den History Channel einschalten müsse, könnte man mit Tottenham noch viel eher machen: 1961 wurden die Spurs zum letzten Mal Meister, der letzte internationale Titel war der UEFA-Cup 1984.

Und jetzt das Finale. 90 oder 120 Minuten zum Titel. Der Erfolg hat viele Namen, über allen Einzelkönnern – Harry Kane, Halbfinal-Hattricker Lucas Moura, Heung-min Son – steht der Trainer. Pochettino holt aus seinem Team alles heraus. Ballbesitz, schöner Fußball, Emotion. "Wenn du einen Menschen berührst, schaffst du die Basis, dass dieser sich als Spieler verbessert", sagt der Spross einer Bauernfamilie aus der argentinischen Pampa.

Die Finalvorschau im Video
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Gemeinsamkeit

Was "Poch" in seiner Trainerkarriere fehlt, ist – Überraschung, coachte er bisher doch nur Espanyol Barcelona, Southampton und Tottenham – ein Titel. Solche hat Liverpool-Trainer Jürgen Klopp schon geholt, die Champions League fehlt dem Deutschen aber.

"Ich will das Spiel unbedingt gewinnen, aber ich will das nicht für mich", sagt Klopp. "Die Welt da draußen erwartet von uns, dass wir das Finale gewinnen." Mit Recht, wenn man noch einmal auf die Transferbilanzen blickt. Tottenham hat in den letzten fünf Jahren um 31 Millionen Euro mehr für Spieler ausgegeben als eingenommen, bei Liverpool waren es 204 Millionen. Oder, wie man inflationsangepasst sagt: drei Fünftel eines Martin Peters. (Martin Schauhuber, 1.6.2019)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Finale der Fußball-Champions-League am Samstag:

Tottenham – Liverpool
(Madrid, Estadio Metropolitano, 21.00 Uhr MESZ/live Sky und DAZN, SR Skomina/SLO)

Tottenham: Lloris – Trippier, Alderweireld, Vertonghen, Rose – Sissoko, Wanyama, Alli – Eriksen – Kane, Son

Ersatz: Gazzaniga – Aurier, Foyth, Dier, Winks, Lamela, Llorente, Moura

Es fehlt: Davies (nach Leisten-Operation)

Liverpool: Alisson – Alexander-Arnold, Matip, Van Dijk, Robertson – Henderson, Fabinho, Wijnaldum – Salah, Firmino, Mane

Ersatz: Mignolet – Lovren, Gomez, Milner, Shaqiri, Origi, Sturridge

Es fehlt: Keita (Adduktorenverletzung)