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Europa soll im Batteriegeschäft dem führenden Asien, im Bild eine Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien im Osten Chinas, Paroli bieten.

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Mit einem gemeinsamen Kraftakt will sich die EU als Batterieerzeuger fast aus dem Stand an die Weltspitze katapultieren. Dort haben sich allerdings bereits die Asiaten festgesetzt, die derzeit 84 Prozent der weltweiten Erzeugung auf sich vereinen. Zwölf Prozent stammen aus Nordamerika und bloß drei Prozent vom alten Kontinent. Gefördert mit Milliarden aus Steuertöpfen, soll nun verlorenes Terrain aufgeholt werden.

Ziel ist es, 25 bis 30 Prozent des weltweiten Bedarfs an Elektrobatterien von Europa aus zu decken. Schließlich soll vor allem der absehbare Boom von Batterien im Zuge des Umstiegs auf Elektromobilität und der Energiewende nicht nur anderen überlassen werden. Dazu hatte EU-Kommissar Maros Sefcovic 2017 eine Batterie-Allianz auf den Weg gebracht, der gegen Ende des Vorjahrs bereits rund 260 Unternehmen angehörten. Ihm schwebt dabei längerfristig das Formen einer Art Airbus für Batterien vor, das der Konkurrenz Paroli bieten soll.

Bis zu fünf Millionen Jobs

Die in Europa entstehenden Batterien sollen nicht nur für den Antrieb von Fahrzeugen genutzt werden, sondern auch als Energiespeicher für das Stromnetz dienen. Das Geschäft mit modernen Batterien könnte dem Sefcovic zufolge in der EU vier bis fünf Millionen neue Jobs schaffen.

Europaweit bilden sich bereits einige Batterie-Konsortien. Auch die deutsche Varta, mehrheitlich im Eigentum von Michael Tojner, mischt dabei mit. Wie berichtet will sie mit nicht genannten Partnern ein Konsortium für die gesamte Wertschöpfungskette anführen. Ansonst bilden sich Partnerschaften meist unter Beteiligung von europäischen Automobilkonzernen wie das Konsortium um Peugeot und dessen deutsche Tochter Opel, zu der auch der französische Batterienerzeuger Saft gehört.

Prall gefüllte Fördertöpfe

Dies ist eine Kooperation, wie sie dem deutschen Wirtschaftsminister Peter Altmaier vorschwebt. Er will als Anschubfinanzierung für solche Projekte bis 2021 insgesamt eine Milliarde Euro lockermachen, sein französischer Amtskollege Bruno Le Maire weitere 700 Millionen. Zusätzlich zum Peugeot-Konsortium, für das noch grünes Licht aus Brüssel für die Staatshilfen nötig sind, haben sich bisher weitere sechs bei Altmaier um Fördermittel beworben, aus denen der Wirtschaftsminister zwei bis drei schlagfertige Gruppen formen will.

Darunter dürfte sich auch ein Konsortium um Volkswagen befinden, das erst im März eine Forschungsallianz mit der von zwei Ex-Tesla-Managern gegründeten Northvolt eingegangen ist. Derzeit plant die schwedische Northvolt, an der VW über die Nutzfahrzeugtochter Scania beteiligt ist, den Bau einer Zellenfabrik in Nordschweden, die etwa vier Milliarden Euro kosten soll. Unabhängig davon betreibt VW im deutschen Salzgitter ein Forschungszentrum und eine Pilotfertigungsanlage für Lithium-Ionen-Zellen. Vor rund einem Jahr haben die Wolfsburger zudem 100 Millionen in eine US-Firma für Feststoffbatterien investiert, die als Nachfolger der bisherigen Lithium-Ionen-Akkus gelten.

Bosch begräbt Pläne

Still ist es zuletzt hingegen um die von Tesla geplante europäische Batteriefabrik, nicht weniger als eine weitere "Gigafactory" wie in Nevada hätte es werden sollen. Aber auch der deutsche Zulieferriese Bosch hat seine Pläne für eine eigene Batteriezellenfertigung wieder fallen lassen.

Kritik an den Plänen von EU-Kommissar Sefcovic hat der Europäische Rechnungshof geübt. Dieser moniert, dass die Investitionen vor allem in bestehende Technologien statt in Batterien der nächsten Generation getätigt würden. Wegen des späten Einstiegs in den Markt laufe die Batterie-Allianz Gefahr, ihre Ziele zu verpassen.

Von null auf hundert

Dass es grundsätzlich möglich ist, zeigt die 2011 gegründete chinesische CATL, die auch in Europa in die Batterieerzeugung investiert. Bereits 2017 lösten die Chinesen Panasonic als Branchenprimus ab – ein rasanter Aufstieg, der von der Regierung in Peking nach Kräften gefördert wurde.

Es bleibt abzuwarten, ob das Modell Airbus, mit dem ein Konkurrent auf Augenhöhe für den US-Riesen Boeing entstanden ist, bei Batterien wiederholbar ist. Als mahnendes Beispiel kann der Bereich Fotovoltaik dienen: Trotz kräftigen Förderungen wurde Deutschland bei der Erzeugung von Solarpaneelen von der Billigkonkurrenz aus China verdrängt. (Alexander Hahn, 31.5.2019)