43 Prozent der befragten Arbeitnehmer einer EY-Umfrage sind der Überzeugung, dass sie ihrer Leistung entsprechend entlohnt werden. Die Mehrheit will mehr Gehalt.

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Österreichs Arbeitnehmer fühlen sich unterbezahlt. Das zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens EY, bei der rund 1.000 Arbeitnehmer in Österreich befragt wurden. So geben 57 Prozent der Befragten an, zu wenig zu verdienen, 43 Prozent sind der Überzeugung, dass sie ihrer Leistung entsprechend entlohnt werden. Und wenig überraschend: Niemand ist der Meinung, dass er mehr erhält, als ihm eigentlich zusteht.

Die Teilnehmer wurden auch nach einem passenden Gehalt gefragt: Im Durchschnitt wollen sie eine Mehrbezahlung von rund 14 Prozent. Wobei Frauen mit 11,1 Prozent deutlich weniger fordern als Männer mit 16,2 Prozent.

Interessanterweise halten 65 Prozent das Gehaltsgefüge im eigenen Unternehmen für "absolut fair" oder "überwiegend fair". Das liege möglicherweise daran, dass die Löhne intransparent sind, die Mitarbeiter sich untereinander nicht vergleichen können, vermutet Ingrid Rattinger von EY. Besonders fair behandelt fühlen sich Arbeitnehmer im Handel, in der Industrie und der Bauwirtschaft, zeigt die Befragung. Unter den Dienstleistern finden das nur 57 Prozent, sie fordern auch eine überdurchschnittliche Mehrbezahlung von 18,2 Prozent. Damit stehen sie an zweiter Stelle nach der Industrie und vor der Bauwirtschaft, die jeweils ein Plus von 25,1 Prozent beziehungsweise 15,9 Prozent fordern.

Gehalt Grund für Jobwechsel

Das Gehalt ist auch entscheidend dafür, dass sich viele nach einer neuen Stelle umsehen. Besonders Männer ließen sich durch monetäre Anreize von einem neuen Arbeitgeber überzeugen, resultiert die Studie. Aber auch interessante Arbeitsinhalte, ein kürzerer Arbeitsweg oder Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind Motive für einen Jobwechsel.

An Aufstiegsmöglichkeiten mangelt es derzeit offenbar: Nur jeder Vierte sieht für sich gute Karrierechancen im eigenen Unternehmen. Frauen sehen hier weniger Möglichkeiten als Männer. Auch das Alter ist entscheidend bei den eingeschätzten Aufstiegsmöglichkeiten: Während bei den Berufseinsteigern im Alter von bis zu 20 Jahren noch 37 Prozent Karrieremöglichkeiten sehen, sind es in der Altersgruppe der 21- bis 35-Jährigen 30 Prozent und bei den über 50-Jährigen nur noch 16 Prozent. Das Gefühl des Stillstands auf der Karriereleiter führe bei vielen Arbeitnehmern zu Unzufriedenheit: Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Männer und genau die Hälfte der Frauen fordern deshalb mehr Aufstiegsmöglichkeiten in ihrer Firma.

Nichtsdestotrotz fühlt sich die Mehrheit (81 Prozent) der Arbeitnehmer ihrem Arbeitgeber verbunden, zeigt die Umfrage. Dabei gilt: Je höher die Position, desto höher die Loyalität; und je älter, desto verbundener. So fühlen sich 32 Prozent der über 50-Jährigen sehr verbunden, aber nur 20 Prozent der bis zu 20-Jährigen. Das scheint sich auch auf die gefühlte Arbeitsplatzsicherheit auszuwirken: In keiner Altersklasse ist sie so hoch wie bei den ältesten Befragten. 44 Prozent schätzen ihren Arbeitsplatz als sicher ein, in allen anderen Altersgruppen sind es jeweils 35 Prozent. (red, 4.6.2019)