Weltweit leidet im Schnitt jeder zehnte Erwachsene an einer chronischen Nierenkrankheit. Ein internationales Forscherteam liefert nun Ergebnisse, die für die Entwicklung neuer Therapien bedeutend sein könnten: In einem mehrjährigen Projekt werteten sie Daten von mehr als einer Million Studienteilnehmern weltweit Studienteilnehmern aus und identifizierten dabei 166 bisher unbekannte Risikogene für Nierenerkrankungen.

Wissenschafter aus mehr als 270 Forschungsabteilungen weltweit haben nun in einem dreijährigen Projekt genetische Daten von mehr als einer Millionen Probanden ausgewertet. Dabei stießen sie auf bisher unbekannte Gene, die mit Nierenerkrankungen assoziiert sind, einige davon könnten die Fähigkeit der Niere beeinflussen, das Blut durch Filtration von Schadstoffen zu reinigen.

Um nachzuweisen, dass bestimmte Gene im Zusammenhang mit Erkrankungen stehen, führten die Forscher große Datenanalysen durch. Dafür werteten sie Datensätze des internationalen "Chronic Kidney Disease Genetics (CKDGen) Consortiums" und des US-amerikanischen "Million Veteran Program" aus.

Ursächliche Varianten

Etwa 100 Studien weltweit trugen die Ergebnisse zusammen. "Die Größe des Datensatzes machte es möglich, so viele neue und statistisch signifikante Gene und Genorte zu lokalisieren sowie genetische Zusammenhänge zu anderen Merkmalen wie zum Beispiel Körpermaße und Stoffwechselparameter", sagte Markus Scholz von der Universität Leipzig.

Insgesamt konnten die Wissenschafter 166 neue Genorte nachweisen, die für die medizinische Forschung interessant sein könnten. "Wir gehen davon aus, dass Veränderungen in diesen Genen eine Nierenerkrankung begünstigen können. Auf der Grundlage unserer Studie kann man nun das individuelle genetische Risiko für die Entwicklung einer Nierenerkrankung besser einschätzen", so Scholz.

Risikovarianten in elf dieser Gene sind nach Ansicht der Forscher direkt ursächlich und könnten somit unter anderem für die Entwicklung neuer Medikamente wichtig sein. Außerdem verglichen die Wissenschafter die Genaktivität von 46 Gewebetypen des gesamten Körpers und konnten zeigen, dass viele relevante Genveränderungen zu einer Veränderung der Genaktivität im Gewebe der Nieren und des Urogenitaltrakts führen. (red, 11.6.2019)