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Staatstragend.

Foto: Reuters / Barria

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Donald Trump und seine Frau Melania mit der Queen beim Staatsbankett.

Foto: Doug Mills/Pool Photo via AP

Kanonenschüsse, militärische Ehren, drei Mahlzeiten in Königspalästen – die erste Etappe des Staatsbesuchs von Donald Trump stand am Montag unter royalen Vorzeichen. Zwischendurch fand der US-Präsident Zeit für politische Schnellschüsse. Via Twitter beschwerte er sich über CNN und kanzelte Londons Bürgermeister als "kompletten Versager" ab: Sadiq Khan solle sich lieber um die Kriminalität in der britischen Hauptstadt kümmern anstatt den "wichtigsten Alliierten des Vereinigten Königreichs" zu beleidigen.

Der präsidentielle Tadel adelt den Labour-Politiker in den Augen jener Mehrheit, die Trumps Besuch Umfragen zufolge als zu teuer und unangemessen ablehnen. Parteiübergreifend wollten führende Politiker das Festbankett am Montagabend boykottieren, darunter Oppositionsführer Jeremy Corbyn, der Speaker des Unterhauses John Bercow sowie der liberaldemokratische Parteichef Vincent Cable; er werde es sich daheim "mit ein paar Fischstäbchen" gemütlich machen. "Wir sollten mit den Amerikanern ernsthafte Gespräche führen, aber dieser Aufwand ist unnötig."

Trumps Fehde mit dem Muslim Khan reicht mindestens zwei Jahre zurück, als mehrere Anschläge islamistischer Terroristen die Hauptstadt erschütterten. Mehrfach äußerte sich der Präsident via Twitter verächtlich über London im Allgemeinen und Khan im Besonderen. Der Bürgermeister bezichtigte nun seinen Kritiker im Observer, wie Italiens Matteo Salvini oder die Französin Marine Le Pen bediene sich auch Trump der Sprache von "Faschisten des 20. Jahrhunderts". Die harte Rechte bedrohe "die Rechte, Freiheiten und Werte, die unsere liberalen Demokratien mehr als 70 Jahre geprägt haben".

Wütende Tweets

Wütend twitterte Trump bis kurz vor der Landung der Air Force One auf dem Flughafen Stansted nördlich von London, wo Außenminister Jeremy Hunt zur Begrüßung bereitstand. Wohl um etwaige Straßenproteste zu vermeiden, ging es per Helikopter zum Buckingham-Palast.

Dort nahmen zunächst Thronfolger Prinz Charles und dessen Gattin Camilla die Gäste in Empfang, ehe der Präsident die Hand der britischen Königin Elisabeth II. schütteln durfte. Deren Ehemann Philip (97) hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, weshalb Thronfolger Charles (70) zunehmend an der Seite seiner Mutter (93) das Land repräsentiert.

In der Entourage des Präsidenten reisen neben seiner Frau Melania auch die vier erwachsenen Kinder: Die älteste Tochter Ivanka und ihr Mann Jared Kushner arbeiten im Weißen Haus als Präsidentenberater. Die Söhne Donald Junior und Eric haben das Firmenimperium übernommen; sie werden am Dienstag dabei sein, wenn Prinz Andrew ein transatlantisches Frühstück für Wirtschaftskapitäne ausrichtet. Wertvolle Kontakte darf auch Tiffany, die 25-jährige Tochter aus Trumps zweiter Ehe, knüpfen.

BBC News

Nach dem Lunch im Buckingham-Palast sah das Programm am Montag noch zwei weitere Mahlzeiten mit britischen Royals vor. Am Nachmittag waren Melania und Donald Trump zum Afternoon Tea Gäste von Charles und Camilla in deren Londoner Residenz, dem Palast von St. James. Abends empfing die Queen im Buckingham-Palast zum traditionellen Staatsbankett. Zwischendurch legte der Präsident in der Westminster Abbey gegenüber des Parlaments einen Kranz am Grab des unbekannten Soldaten nieder.

Während seines Besuchs stellte der US-Präsident Großbritannien via Twitter ein bilaterales Handelsabkommen in Aussicht: "Ein großer Handelsvertrag ist möglich, wenn das Vereinigte Königreich seine Fesseln los wird. Wir haben bereits begonnen, darüber zu sprechen." Beim Staatsbankett lobte die Queen in ihrer Ansprache die "enge und langjährige Freundschaft" zwischen den beiden Staaten.

Schon vor seiner Auseinandersetzung mit Khan hatte Trump einige verbale Handgranaten in die politische Debatte seines Gastlandes geworfen: In Interviews mit Blättern seines Verlegerfreundes Rupert Murdoch warb der Präsident für den Chaos-Brexit ohne Austrittsvereinbarung, empfahl den Nationalpopulisten Nigel Farage als britischen Chefverhandler und den Konservativen die Wahl von Boris Johnson zum neuen Parteichef: "Er wäre ein exzellenter Premierminister."

Treffen mit May am Dienstag

Bei seinen Gesprächen mit der scheidenden Regierungschefin Theresa May will Trump am Dienstag die Briten auf eine härtere Haltung gegenüber dem Iran und China festlegen. Umstritten ist vor allem die mögliche Beteiligung des chinesischen Telekom-Giganten Huawei am G5-Mobilfunknetz. Dies gefährde die enge Militär- und Geheimdienstzusammenarbeit mit den Briten, hieß es vorab in Washington. (Sebastian Borger aus London, 3.6.2019)