Wien – "80 Jahre zu werden ist kein Meisterstück", sagte mir Dieter Quester wenige Tage vor seinem Ehrentag. Rund 1.200 Renneinsätze ist er gefahren, Schwerpunkt BMW, unmöglich, die exakte Zahl zu eruieren – da streikt der Speicherplatz im Computer. Über 66-mal galt es, 24 Stunden im Kreis zu fahren, den Sieg in Le Mans 1986 verhinderte Teamgefährte und Formel-1-Star Henri Pescarolo durch einen Defekt. "BMW, Porsche, Ferrari und Abarth waren Rennpartner, nur einen Aston Martin habe ich nie im Wettbewerb gefahren", erzählt Quester.

Dieter Quester 1966 im BMW 1800 TI in Aspern.
Foto: BMW

Vor Jahrzehnten vom Motorsportvirus infiziert, zählte der "Dieter" damals zu den bewunderten jungen Wilden. Die Akribie der Vorbereitung für Bergrennen erstaunte. Zuerst die Rennstrecke per pedes abgehen, dann auf dem Fahrrad jeden Meter einbrennen, schließlich Umstieg auf das Auto für Trainingsfahrten.

Weggefährten

Es waren damals die goldenen Jahre des heimischen Rennsports, Flugplatzrennen, Bergprüfungen, die gesamte internationale Elite gab sich ein Stelldichein. Österreich produzierte Spitzenfahrer wie Jochen Rindt, Niki Lauda, Helmut Marko, Gerhard Berger, Günther Huber, Harald Ertl, Hans Binder. Weggefährten von Quester. Alles Persönlichkeiten, keine austauschbaren Jockeydriver, wie sie heute im Motorsport dominieren.

In der Formel 1 blieb es bei einem Start auf Surtees 1974 in Zeltweg, ein technisch bedenkliches Fahrzeug. Heimische Whistleblower flüsterten John Surtees Questers Kritik ins Ohr – Helmut Koinigg war der Ersatz, zwei WM-Läufe später folgte dessen Todessturz in Watkins Glen. Lenkerbruch.

2017 bei der Legendenparade am Red-Bull-Ring vor dem Grand Prix.
Foto: APA

Wer heuer am 30. Mai, am Tag des Geburtstags, an der Planung für den nächsten Renneinsatz auf einem Porsche 996 bei den 24 Stunden von Daytona Classic im November arbeitet, ist ein berufener Markenbotschafter des Motorsports. Und es gleicht einem Wunder, dass er diese schier endlose Sportkarriere ohne Verletzungen überstanden hat. Schon 1970 sagte mir Dieter Quester nach dem Formel-2-Rennen am Salzburgring: "Es ist unglaublich, welche Risiken manche Fahrer eingehen." Es war sein Credo, diesen nie nachzueifern. (Peter Urbanek, 4.6.2019)