Immer online. Jungbuchautor Benjamin Hadrigan versteht die Debatte über die Digitalisierung der Schulen nicht: "Wir brauchen keine Steuermillionen für PCs und EDV-Räume ausgeben. Jeder Schüler ist doch schon durch sein Handy digitalisiert."

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"Das haben die Streber alle erkannt: Wir müssen die komplizierten Dinge so simpel wie möglich darstellen", schreibt der 17-jährige Benjamin Hadrigan in seinem Ratgeber für Lernen mit Social Media namens "#Lernsieg". Das funktioniert laut seiner Anleitung mit Snapchat, Instagram, Whatsapp und Co.

Früher galt der Niederösterreicher als Schulversager. Dann entwickelte er für sich ein Lernmodell mit Snapchat, Instagram und Whatsapp und wurde zum Einserschüler. Mit 15 begann er parallel zum Gymnasium mit einem Wirtschaftsrecht-Studium. Begonnen hat alles damit, dass er selbst mit Karteikarten lernte und diese per Whatsapp an Freunde verschickte. Seine weiterentwickelte Lernmethode hat er auch Nachhilfeschülern vermittelt und in einem Buch zusammengefasst.

Youtube als Nachhilfe

Er trifft damit offenbar einen Nerv der Zeit: Dass viele Kinder und Jugendliche Youtube, Whatsapp und andere soziale Medien zum Lernen für die Schule und nicht nur als Spaßplattform für Schminktipps und Pannenvideos nutzen, belegt auch eine aktuelle repräsentative Untersuchung des deutschen Rats für Kulturelle Bildung. Laut der Studie "Jugend, Youtube, Kulturelle Bildung. Horizont 2019" des Beratungsgremiums nutzen die meisten Zwölf- bis 19-Jährigen Whatsapp, gefolgt von Youtube und Instagram, Facebook oder Snapchat. Fast jeder zweite junge Youtube-Nutzer (47 Prozent) sagt, dass die Clips neben dem Spaßfaktor wichtig oder sogar sehr wichtig bei Schulthemen seien. Die meisten davon nutzen die Plattform für Hausaufgaben oder um sich Dinge erklären zu lassen, die sie im Unterricht nicht verstanden haben – Youtube dient ihnen somit als Nachhilfelehrer.

Lernen mit Instagram und Co

WhatsApp benutzt der Benjamin Hadrigan für Organisatorisches, etwa wenn mehrere Schüler gemeinsam lernen: Für Gruppenanrufe oder gegenseitiges Helfen. Instagram ist nützlich, um Lernstoff aufzuteilen, zu vereinfachen und zu strukturieren. Snapchat setzt er eher zum Abprüfen des Wissens ein, nach einem schnellen Frage-Antwort-Prinzip. Es dienst zur Festigung des Lernstoffs und der Erhöhung der Lerngeschwindigkeit. Hadrigan rät, alle drei Medien zu nützen, um erfolgreich zu sein. Außerdem gebe es noch hilfreiche weitere Apps: Quizlet lässt sich für Karteikarten verwenden, YouTube-Kanäle wie TheSimpleClub bieten die erwähnten Erklär-Videos.

Gutes und "Schrott"

Der deutsche Lehrerverband weist darauf hin, dass es etwa auf Youtube tatsächlich sehr gute Lernvideos gebe, aber "auch viel Schrott dabei" sei. Hier seien auch die Lehrer gefragt, die ihre Schüler durchaus auf gut gemachte Videos aufmerksam machen könnten. Laut Hadrigans Erfahrung haben die meisten Lehrer aber keine Ahnung von Social Media: "Man bespricht den Stoff oder spricht ihn sich selbst ins Gehirn. Effizient lernen bedeutet, diese Kommunikation zu vereinfachen. Dafür sind die sozialen Medien wie geschaffen." Auf Instgram bleiben selbstaufgenommene Videos und dienen zum neuerlichen Ansehen und Wiederholen des Lernstoffs.

Laut der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung müsste in Schulen allerdings auch kritisch thematisiert werden müsse, wie die werbefinanzierten Geschäftsmodelle der Influencer eigentlich funktionieren. Medienkritik und Medienökonomiekritik seien auch Teil der Medienbildung. Der junge Buchautor übt währenddessen Kritik am veralteten Schulsystem, das die Freude am Lernen nehme. Er plädiert für sogenannte Lerncoaches, die in den Turnsälen der Schulen hunderten Schülern gleichzeitig moderne Lerntechniken vermitteln könnten. (adem, 16.6.2019)

Benjamin Hadrigan
#Lernsieg
Erfolgreich lernen mit Snapchat, Instagram und Whatsapp
Edition a, Wien 2019
224 Seiten, 20,00 Euro
Buchcover: edition a