Viele Patienten mit chronisch-lymphatischer Leukämie (CLL) sind älter als 70 Jahre alt. Das bedeutet, dass sie oft auch andere Erkrankungen haben, welche die Verträglichkeit von Krebstherapien einschränken. Ein Wissenschafterteam mit österreichischer Beteiligung könnte laut ihrer beim amerikanischen Krebskongress (ASCO/Chicago) vorgestellten Studie eine neue Behandlungsstrategie gefunden haben.

Die Wissenschafter des internationalen Teams erprobten bei 432 im Durchschnitt 72 Jahre alten Patienten mit CLL und erheblichen weiteren Erkrankungen eine Kombinationstherapie aus einem monoklonalen Antikörper (Obinutuzumab), der bösartige weiße Blutkörperchen mit dem Oberflächenmarker CD20 beseitigt, und das Zytostatikum Venetoclax. Letzteres behindert den Krebszell-Überlebensfaktor Bcl-2, welcher bösartige Zellen vor dem programmierten Zelltod nach der Einwirkung von Medikamenten schützt. Die Wirkung von Venetoclax bei CLL war schon bisher belegt. Es gab aber keinen Beweis für die Wirksamkeit einer Kombinationstherapie.

Wirkung und Nebenwirkung

Je 216 Patienten bekamen eine herkömmliche Therapie mit dem monoklonalen Antikörper und dem alten Chemotherapeutikum Chlorambucil oder den monoklonalen Antikörper und den Bcl-2-Hemmstoff. Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 28,1 Monaten lag die Rate für das progressionsfreie Überleben bei den Patienten mit der neuen Therapie bei 88,2 Prozent. In der Vergleichsgruppe betrug dieser Anteil nur 64,1 Prozent.

Das bedeutete eine bessere Wirkung bei vergleichsweise ähnlichen Nebenwirkungen. Die Gesamtsterblichkeit aus allen Gründen unterschied sich in den beiden Gruppen allerdings nicht signifikant. An der Studie waren drei österreichische Zentren in Wien (AKH/MedUni; Hanuschkrankenhaus) sowie die Universitätsklinik Innsbruck beteiligt. Die Ergebnisse wurden auch im New England Journal of Medicine publiziert. (APA, 4.6.2019)