Will man nicht den mehr oder weniger gehaltvollen Gesprächen anderer Öffipassagiere lauschen oder sich einfach mal für eine Weile ein Video aussehen oder mit Musik ausklinken, sollte man Kopfhörer dabei haben. Will man darüber hinaus auch noch Platz sparen und auf Kabelgewirr verzichten, dann bieten sich drahtlose Ohrhörer an, die dieser Tage voll im Trend zu liegen scheinen.

Die bekanntesten und auch offenbar auch recht weit verbreiteten Modelle sind Apples Airpods. Sie bieten Extrafeatures für iPhone-Nutzer, werden in Tests für ihren Klang gelobt, sind allerdings nicht gerade billig. 180 Euro verlangt Apple für die Standardvariante, 230 Euro sind es, wenn man ein Ladecase mit Option für drahtloses Laden möchte. Doch auch am unteren Ende der Preisskala gibt es aber auch wachsende Auswahl. Insbesondere verschiedenste Geräte chinesischer Hersteller werden von vielen Onlinehändlern feilgeboten.

Eines davon hat der STANDARD nun unter die Lupe genommen, sie heißen Goldenfield X18 und werden für 25 Euro verkauft. Und dafür bringen sie ein erstaunliches Gesamtpaket mit.

Foto: STANDARD/Pichler

Lieferumfang und Inbetriebnahme

Geliefert werden die Ohrhörer in einer recht schlichten Verpackung mit Silikonstöpseln in verschiedenen Größen, einem microUSB-Ladekabel sowie einer Kurzanleitung von mäßiger Übersetzungsqualität. Die Inbetriebnahme ist aber dennoch kinderleicht. Mit einem langen Druck schaltet man beide Ohrhörer ein, ein zweifaches Betätigen des Knopfes am linken Hörer startet den Pairingmodus, danach muss man im Bluetooth-Menü des Smartphones (genutzt wurde ein Handy mit Android 8.1) lediglich die Verbindung herstellen.

Auch die restliche Bedienung ist kein Hexenwerk. Mit dem Drücken der Knöpfe auf den beiden Seiten können die Wiedergabe gestoppt und fortgesetzt werden und Anrufe angenommen oder abgelehnt werden.

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Angeboten wird das Produkt in schwarzer und weißer Farbe. Das Ladecase ist Apples Airpods nachempfunden, fällt aber etwas größer aus. Es besteht aus gummiertem Kunststoff und wirkt qualitativ ansprechend. Ein Magnet hält den Deckel zu, auch die Hörer selbst werden auf diese Weise in Ladeposition gehalten.

Nette Komfortfeatures

Die Hörer selbst sind von eher generischem Design. Entnimmt sie der Ladebox, so schalten sie sich automatisch ein. Ein Komfortfeature, das bei billigen Hörern noch eher selten anzutreffen ist. Steckt man die Hörer wieder ein, schaltensie sich nach einigen Sekunden auch wieder aus. Eine Funktion, die simpel wirkt, die man aber schon nach kurzer Zeit nicht mehr missen will.

Vorbei die Zeit, als man die Hörer noch separat einschalten musste. Sie sagen, obwohl sie ohnehin auch mit "L" und "R" gekennzeichnet sind, nach dem Anspringen auch brav ihren jeweiligen Stereokanal an. Wer möchte, kann sie aber auch einzeln im Monobetrieb an zwei Handys verwenden.

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Kein aptX und LDAC

Nicht nur die Ladebox, auch die kleinen Brüllwürfel selbst wirken ordentlich verarbeitet. Eine kleine rote LED zeigt zusätzlich, ob sie an oder aus sind. Drei blaue LEDs am Charging Case informieren über aktuelle Aufladung und groben Ladestand. Genauere Info über die verbleibende Akkufüllung liefern die Hörer ans Smartphone.

Angebunden sind sie mit der aktuellsten Bluetooth-Ausgabe 5.0 mit A2DP, HFP, AVRCP und SPP, Support für aptX oder LDAC fehlt allerdings. Diese Technologien sollen unter anderem für bessere Latenzen und volleren Klang sorgen. In der Praxis ist ihre Absenz bei den Goldenfield X18 dadurch zu bemerken, dass es zu kleinen Abweichungen zwischen Ton und Bild bei Videos kommen kann. Das scheint aber nur zu passieren, wenn man während des Ansehens eines Clips von Lautsprechern auf die Hörer wechselt.

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Ordentlicher, aber kein überragender Klang

Klanglich schlagen sich die Goldenfield X18 für ihre Preisklasse ordentlich. Mitteltöne werden kräftig wiedergegeben, was insbesondere beim Konsum von Hörbüchern, Podcasts und Radio von Vorteil ist. Auch Höhen sind noch relativ gut abgebildet. Einzig bei Bässen schwächeln sie etwas, sie klingen etwas blechern. Mit Equalizer-Apps lässt sich teilweise nachbessern. Insgesamt ist das Klangbild solide, wenn auch freilich nicht ganz auf dem Niveau wesentlich teurerer Modelle.

Im Ohr sitzen die Hörer bequem, die Abschottung von Außenlärm ist allerdings nur mittelmäßig gut. Sie haben guten Halt und eignen sich auch für langsames Laufen. Bei intensiverem Sport sollte man aber Vorsicht walten lassen. Der Hersteller gibt an, dass die Hörer gemäß IPX5-Standard gegen Wasser geschützt sind (Schutz gegen Strahlwasser), was die theoretisch sogar duschtauglich machen soll. Das wurde zwar nicht überprüft, aber zwei Ausflüge in den Regen haben sie unbeschadet überstanden.

Im Vergleich mit einem Airpods-Ladecase.
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Nur eingeschränkt für Telefonie geeignet

Auch Mikrofone sind verbaut, sodass sich die X18 auch für Telefonie nutzen lassen. Während Gesprächspartner grundsätzlich gut, wenn auch leicht verzerrt, zu verstehen sind, ist die ausgehende Sprachqualität bestenfalls zweckmäßig. Die eigene Stimme wird blechern wahrgenommen, immer wieder sind Störgeräusche zu vernehmen. Vom beworbenen Noise Cancelling ist nicht allzuviel zu merken.

Für kurze Gespräche ist das wohl ausreichend, lange Telefonate, insbesondere bei höherem Umgebungslärm, empfehlen sich damit aber nicht. Immerhin: Man hört sein Gegenüber in Stereo, was bei günstigen Geräten längst nicht immer der Fall ist.

Hohe Reichweite

Eine erstaunliche Diskrepanz zur Herstellerangabe ist bei der Reichweite zu bemerken. Auf der Amazon-Produktseite ist diese mit zehn Metern angegeben. Tatsächlich liegt sie aber deutlich drüber. Im Praxistest war es möglich, sich über 30 Meter vom Handy zu entfernen und trotzdem noch flüssig Musik empfangen zu können, zumindest solange keine Hindernisse dazwischen lagen.

Aber selbst mit der einen oder anderen Wand dazwischen sind deutlich mehr als zehn Meter erreichbar. Die Angaben sind allerdings nur als Richtwert zu verstehen, denn hier kommt es auch auf die Sende- und Empfangsstärke des jeweils verwendeten Smartphones an.

Foto: STANDARD/Pichler

Akkulaufzeit

Etwa unter den Versprechungen liegt die Akkulaufzeit. Mit den internen 50-mAh-Akkus sollen bis zu drei Stunden bei voller Ladung möglich sein. Mithilfe der Ladebox, die 520 mAh mitbringt, werden bis zu 15 Stunden versprochen. Bei einer Lautstärkeeinstellung von 60 Prozent lag die beobachtete Nutzungsdauer eher zwischen zwei und 2,5 Stunden, wobei der linke Ohrhörer konsistent früher aufgab, als der rechte. Das dürfte darin liegen, dass er im Stereobetrieb sowohl die Verbindung zur anderen Seite, als auch zum Smartphone managt.

Unter Verwendung des Charging Case ergab sich eine gesamte Verwendungsdauer von zehn bis zwölf Stunden, ehe auch dieses wieder an den Strom musste. Die Hörer sind in rund einer Stunde voll aufladbar, wie lange die Ladebox braucht, wurde nicht eruiert.

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Fazit

Die Goldenfield X18 sind zwar keine großen Klangwunder, liefern jedoch für ihre Preisklasse absolut soliden Sound, der vor allem Freunden von Podcasts und Audiobooks zusagen dürfte. Positiv zu vermerken sind auch Verarbeitung, die überraschend hohe Reichweite und kleine, aber sehr praktische Komfortfunktionen sowie Telefonie mit Stereosound.

Ihre Schwächen liegen allerdings auch in der Telefonie. Die Klangqualität als Empfänger ist durchschnittlich, die Übertragungsqualität der eigenen Stimme lässt deutlich zu wünschen übrig. zudem liegt die Akkulaufzeit 20 bis 30 Prozent unter den Herstellerangaben. Dennoch macht man um 25 Euro hier kaum etwas verkehrt.

Goldenfield, genauer gesagt Goldenfield Industrial, gibt es übrigens schon länger. Das Unternehmen wurde 1993 gegründet hat seinen Sitz in Guangdong. Ursprünglich war es auf Computergehäuse und Netzteile spezialisiert, ehe man auch mit der Herstellung von elektronischen Accessoires begann. Präsent ist die Firma vor allem am chinesischen Heimatmarkt, die internationale Website wird schon länger nicht mehr gepflegt. (Georg Pichler, 10.8.2019)