Solarpionier Christian Holter musste mit seiner Firma Solid Insolvenz anmelden.

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Die Pleite des steirischen Solarentwicklers Solid, der das geplante weltweit größte Solarwärmeprojekt "Big Solar" südlich von Graz konzeptionell vorbereitet hat, schien jetzt kurzfristig auch die Fernwärmeversorgung der Landeshauptstadt Graz ins Wanken zu bringen. "Big Solar" – eine Solaranlage im Ausmaß von 100.000 Quadratmetern – soll nämlich einen Teil der Fernwärmelieferungen nach der geplanten Schließung des Kohlekraftwerks Mellach von Verbund 2020 kompensieren.

Ende Mai nächsten Jahres endet der Vertrag über die Fernwärmelieferung aus Mellach. Laute Befürchtungen über einen drohenden Fernwärmeengpass hat jetzt die KPÖ geäußert. Sie will dazu eine dringliche Anfrage im Landtag einbringen. Die Landesregierung habe zu sehr auf dieses Solarprojekt zur Absicherung der Fernwärmeversorgung des Großraums Graz gesetzt, dessen Zukunft nun völlig offen sei, heißt es. Solid-Geschäftsführer Christian Holter gibt an, nach einem Rechtsstreit mit dem im Projekt involvierten dänischen Investor ins Insolvenzverfahren geschlittert zu sein. Das Unternehmen ist mit 7,8 Millionen Euro überschuldet, dem stehen 1,7 Millionen Euro an Aktiva gegenüber. 35 Arbeitnehmer sind von der Pleite betroffen.

Anleihen an dänischem Projekt

Das steirische Projekt, das vom Solarpionier Holter initiiert wurde, orientiert sich an einer ähnlichen Solarinstallation des Solarunternehmen Arcon-Sunmark im dänischen Silkeborg. Das in Dänemark entwickelte Know-how will die Firma nun auch in der Steiermark umsetzen.

Seitens der Energie Steiermark, die mit den Dänen und weiteren Unternehmen wie der Christof Group in der "Big Solar"-Projektgruppe sitzt, dementiert man heftig, dass die Pleite von Solid das Projekt gefährden könnte. "Das eine hat mit dem anderen überhaupt nichts zu tun. Das ist, wenn man so will, eine private Pleite", sagt Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik im Gespräch mit dem Standard. Das Projekt werde – wenn auch von 200.000 auf 100.000 Quadratmeter redimensioniert – wie geplant weiterentwickelt.

Energie Steiermark beruhigt

Die Energie Steiermark werde auch als Eigentümer stärker einsteigen. "Wir wollen das Projekt jetzt in die Steiermark holen und verstärkt auch steirische Firmen einbinden." Der steirische Energiekonzern stehe diesbezüglich mit dem dänischen Unternehmen in Verhandlungen.

Auch das Auslaufen des Verbund-Vertrags 2020 sei für die Steiermark kein Beinbruch, behauptet Harnik. Denn seit der Verbund angekündigt habe, das Kohlekraftwerk zu schließen, sei das Fernwärme-Alternativprojekt "2020/2030" gegründet worden. 15 Unternehmungen seien jetzt in einem Pool zusammengefasst, die ihre jeweiligen Abwärmekapazitäten ins Fernwärmenetz einspeisen. Vom Papierkonzern Sappi über eine Kläranlage und einen Stahlbetrieb bis zur Eishalle in Graz werden Unternehmen fernwärmetechnisch "angezapft".

Dieses Netz an kleinen Alternativen würde Mellach im Ernstfall der Schließung auch ersetzen. "Graz ist schon länger bei der Fernwärme völlig autark", heißt es beim steirischen Landesenergiekonzern. (Walter Müller, 5.6.2019)