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Apple macht sich bei den Nutzern beliebt – bei seinen Partnern hingegen weniger.

Foto: Mason Trinca / AP

Neue Versionen von iOS und macOS, ein High-End-Rechner für Profis und vieles mehr: Die Keynote zu Apples Entwicklerkonferenz WWDC hatte auch heuer wieder zahlreiche Neuerungen zu bieten. Für so manche Beobachter stellte aber ein ganz anderer Dienst das wahre Highlight der Präsentation dar. Mit "Sign in with Apple" bringt der Hardwarehersteller einen eigenen Login-Dienst – und zwar einen mit dem Fokus auf den Bereich Privatsphäre. Und doch regt sich zunehmend Kritik an Apples Vorgehensweise.

Verpflichtung

Der Grund dafür: Jede iOS-App, die einen Login via Facebook oder Google anbietet, muss künftig auch "Sign in with Apple" unterstützen. Eine Verpflichtung mit der der neue Apple-Dienst fraglos in kurzer Zeit eine große Verbreitung finden wird. Das ist zwar für die Nutzer unzweifelhaft erfreulich, bei den Betreibern solcher Dienste hält sich die Begeisterung hingegen in Grenzen. Immerhin verlieren diese damit die Entscheidungshoheit darüber, welche Datenweitergabe sie für die Nutzung ihrer Services voraussetzen.

Als Alternative bliebe ihnen nur mehr Google- oder Facebook-Logins ebenfalls komplett zu streichen, was wohl für viele die einfachste Lösung sein wird. Dann müssen sie nämlich auch den Apple-Dienst nicht unterstützen und können weiter selbst die Regeln für die Datensammlung festlegen. Ein solcher Ausgang wäre natürlich für Google und Facebook alles andere als erfreulich, da damit ihre Dienste nach und nach vertrieben werden. Auch für gerade erst geschmiedete, europäische Login-Allianzen wie NetID könnte Apples Vorgehen den Todesstoß bedeuten.

Kritik

All das regt denn auch zu Kritik an: Apple missbrauche hier seine Marktmacht, um Mitbewerber in die Knie zu zwingen, formuliert es etwa der deutsche Abgeordnete zum EU-Parlament Tiemo Wölken (SPD). Dass der Apple-Dienst eine Privacy-freundliche Alternative darstellt, sei prinzipiell erfreulich, der Zwang mit dem dieser Dritten vorgeschrieben wird, hingegen nicht. Apple sieht in dem Ganzen hingegen eine logische Erweiterung der eigenen Privatsphärenbestrebungen. Diese hatte man zuletzt zunehmend als zentralen Vorteil gegenüber der Konkurrenz in Stellung gebracht.

Möglichkeiten

Mit "Sign in with Apple" soll der Login auf all den unterstützenden Services mit der Apple ID möglich werden. Soweit kennt man das bereits von Facebook und Google. Apple geht hier aber noch einen Schritt weiter, und will den Datenzugriff minimieren. Von Haus aus erhält der Betreiber nur Name und E-Mail-Adresse des Nutzers, doch auch das kann verweigert werden. So bietet Apple automatisch erstellte Wegwerf-Mail-Adressen an, die zudem pro App neu generiert werden können. Beendet man dann die App-Nutzung kann man auch gleich die Mail-Adresse löschen, weitere Kommunikation wird also effektiv beendet. Über die echte Identität der Nutzer soll der Servicebetreiber so nichts erfahren.

Einen ähnlichen Dienst bietet derzeit übrigens bereits Snapchat an – allerdings ohne großen Erfolg. Die Akzeptanz bei den Serviceanbietern tendiert gegen Null. Auch Facebook hatte vor einiger Zeit einen anonymen Login-Dienst angekündigt, dieser soll aber ebenfalls wegen mangelndem Support wieder begraben worden sein.

Kritik

Dass die Kritik an Apples Vorgehen nun so prompt kommt, zeigt auch, wie sehr sich der Wind in den vergangenen Monaten auch in Hinblick auf den iPhone-Hersteller gedreht hat. So sieht sich Apple zunehmend mit Vorwürfen der missbräuchlichen Ausnutzung seiner Marktmacht konfrontiert. So hatte der Musikstreaming-Anbieter Spotify entsprechend Vorwürfe erhoben, da sich Apple über den App Store unfaire Vorteile verschaffe. Zuletzt wurde zunehmend aber auch Kritik daran laut, dass Apple ein Monopol über die App-Verbreitung unter iOS hat. Und zwar ein sehr einträgliches: Immerhin sichert man sich damit einen 30-prozentigen Anteil an allen Umsätzen. (red, 5.6.2019)