Glitter, Federschmuck und Morde: Mara Mattuschkas "Phaidros".

Foto: Filmarchiv

Irgendwann liegt ein toter Schauspieler vor einem queeren Wiener Nachtclub. Mara Mattuschkas jüngster Langfilm Phaidros spielt im (Off-)Theatermilieu, es geht um Macht und Begehren, auch Motive des Thrillers klingen an. Doch mit landläufigen Genrearbeiten hat das alles wenig zu tun: Die aus Bulgarien stammende, seit 1976 in Österreich lebende Filmemacherin verleibt sich die Versatzstücke anderer Kunstformen ein und bürstet sie mit anarchischem Überschwang gegen den Strich. Travestie und das dazugehörige (Verwirr-)Spiel mit Rollenbildern haben Vorrang gegenüber erzählerischer Kohärenz.

stadtkinoFilmverleih

Im Wiener Metro-Kino wird der Filmemacherin, Malerin und Performancekünstlerin nun eine umfassende Retrospektive des Filmarchivs Austria zuteil. Die ersten Arbeiten der bei Maria Lassnig an der Angewandten ausgebildeten Regisseurin entstehen in den 1980er-Jahren. Oft tritt Mattuschka in diesen frühen Kurzfilmen noch selbst als Mimi Minus vor die Kamera und provoziert mit körperlicher Freizügigkeit. In Es hat mich sehr gefreut widmet sie sich mit schwarzer Sonnenbrille der Selbstbefriedung, in den feministischen Science-Fiction-Satiren S.O.S. Extraterrestria und Unternehmen Arschmaschine lotet sie utopische Geschlechterrollen aus.

Experimentierfreude

Ihre stilistische Experimentierfreude hat sich Mattuschka bis heute bewahrt. Die wohl schon von Lassnig stammende Faszination für den menschlichen Körper kommt besonders in ihren gemeinsam mit dem Choreografen Chris Haring realisierten Filmen Burning Palace und Perfect Garden zum Tragen, in denen großartig dynamisierte Körperbilder entstehen. In ihren jüngsten Spielfilmen hat sie die kleinen Formate erweitert – ohne ihre Freigeistigkeit abzulegen. (kam, 5.6.2019)