Klarer Fall von einander widersprechenden Aussagen: "Der Kopf des Demonstranten war nicht unter dem Polizeiwagen", sagte der Wiener Vize-Polizeipräsident Michael Lepuschitz.

Einen Tag und ein weiteres Video später twittert die Wiener Landespolizeidirektion: "Diese Videoperspektive zeigt tatsächlich eine gefährliche Situation."

Eine kleine Untertreibung. Ein Klimademonstrant, der schon auf dem Bauch liegt, wird von den Polizisten praktisch unter den Polizeikleinbus geschoben. Der Kopf ist klar unter dem Fahrgestell. Der Buslenker blickt nach hinten, muss die Situation gesehen haben und fährt trotzdem los. Im letzten Moment reißen die Polizisten den Mann unter dem Auto hervor. Sieht verdammt nach einer Scheinhinrichtung aus. Oder nach unfassbarer Fahrlässigkeit.

Was Lepuschitz da in der "ZiB 2" als Beschwichtigungsonkel von sich gegeben hat, ist leider typisch. Ja, man darf "Körperkraft" anwenden. Aber fünf, sechs Karate-ähnliche Schläge mit den Faustknöcheln? "In die Nieren, in die Nieren!", ist auf dem Video eine Stimme zu vernehmen. Entsetzensschreie eines Zeugen oder Anfeuerungsrufe anderer Polizisten? Der Mann war anschließend im Spital und klagte über Nierenschmerzen.

Es muss eine kompetente Aufklärung geben und nicht die übliche Vertuschungsaktion. Der neue Innenminister darf nicht nur Verwalter sein. (Hans Rauscher, 5.6.2019)