Wien – In Zeiten von Tripadvisor, Filterbubbles und Google-Ratings will Wien-Tourismus mit seiner neuen Kampagne "Unrating Vienna" Besucher dazu animieren, individueller zu reisen und sich dabei nicht zu sehr von anderen beeinflussen zu lassen. Im Juni werden dafür in Hamburg und London Plakate mit Bildern der beliebtesten Wiener Touristendestinationen nicht mit den besten, sondern mit den schlechtesten Onlinebewertungen versehen. Die Kampagne entwickelt hat Wien Nord.

Foto: WienTourismus/Paul Bauer

"Onlinebewertungen sind grundsätzlich eine tolle Sache, helfen sie doch, in einer komplexen Welt Orientierung zu finden", sagt Wien-Tourismus-Direktor Norbert Kettner. "Somit ist unsere Kampagne auch kein Fingerzeig gegen technologische Errungenschaften, die unser Leben einfacher machen und die wir selbst im Tourismusmarketing nutzen. Wir verstehen Digitalisierung allerdings als Kulturtechnik, die dem Menschen nützen soll und kein Selbstzweck ist."

Foto: WienTourismus/Peter Rigaud

Die Kampagne solle einen Denkanstoß geben und darauf aufmerksam machen, dass Onlinebewertungen bei der Suche nach individuellen Erlebnissen nicht immer der richtige Weg sind.

Kampagne in Hamburg und London

Die Kampagne läuft im Juni in Hamburg und London auf unterschiedlichen Kanälen. Rund 220 City-Lights oder Screens in Hamburgs Zentrum und an Verkehrsknotenpunkten der Stadt sowie 180 Plakate und Screens in Londons U-Bahn- und Busstationen zeigen auf den jeweiligen Markt abgestimmte Sujets mit schönen Urlaubsmomenten, Orten oder Objekten, die aber mit negativen und polarisierenden Bewertungen von Usern versehen wurden.

Deren Namen sind zwar geändert worden, die Kommentare basieren aber laut Wien-Tourismus auf echten Bewertungen, sagt Kettner. Da wird die Bootsfahrt auf der Alten Donau als langweilig bewertet, das knusprige Wiener Schnitzel wird wegen fehlender Tunke, der Ausblick auf Schloss Schönbrunn aufgrund des üppigen Rasens kritisiert.

Sujet auf der Hamburger Reeperbahn.
Foto: WienTourismus, Tom Schuenemann

Bewertungen auf Außenwand des Leopold-Museums

Um auf die "Rating-Inflation", wie Wien-Tourismus den Hype um Onlinebewertungen nennt, aufmerksam zu machen, werden die kritischsten Bewertungen der Besucher auf die Außenwand des Leopold-Museums im Wiener Museumsquartier projiziert. Zu sehen sind sie von 6. bis 8. Juni jeweils von 20.30 bis 24 Uhr.

Kampagnenmotiv in London.
Foto: WienTourismus, Tom Hanslien

Zusätzlich lädt Wien-Tourismus Influencer aus Deutschland und Großbritannien nach Wien ein, um die Stadt zu entdecken, ohne sich von Bewertungen leiten zu lassen. Eingeladen sind unter anderen Jana Wind ("Bekleidet", instagram.com/bekleidet) und Julie Falconer ("A Lady in London", instagram.com/aladyinlondon). Zusätzlich wird es in der Tourist-Info am Albertinaplatz einen Zufallsgenerator geben, der Besuchern Orte vorschlägt, die auf keinen Top-Ten-Listen stehen. (red, 6.6.2019)