"Mir ist das gute Zusammenleben in Österreich einfach wichtig", sagt Peter Mlczoch, wenn man ihn nach seiner Motivation für sein ehrenamtliches Engagement fragt. Im Rahmen seines Projekts "miteinander reden – einander zuhören" tauschen sich Menschen im kleinen Kreis zu Fragen rund um das gesellschaftliche Miteinander aus. Mit diesen moderierten Dialogen will Mlczoch helfen, der Spaltung in der Gesellschaft entgegenzuwirken.

Peter Mlczoch geht es darum, dass Menschen ins Gespräch kommen.
Foto: Akademie der Zivilgesellschaft/Johne

Meinung des Anderen in einem neuen Licht sehen

Mlczoch, der in seinem Heimatort St. Andrä-Wördern auch Obmann des Vereins "Grenzenlos" ist und zweimal pro Woche mit syrischen Flüchtlingen Deutschkonversation betreibt, ist ausgebildeter Mediator. Er hat also viel Erfahrung darin, Menschen mit unterschiedlichen Meinungen an einen Tisch zu bringen. "Es geht uns darum, dass die Menschen ins Gespräch kommen, einander zuhören und dadurch vielleicht die Meinung des Anderen in einem neuen Licht sehen. Selbst wenn ich mit der anderen Meinung dann nicht übereinstimme, kann das ein Erkenntnisgewinn sein", erklärt Mlczoch.

Positivdialog über unser Zusammenleben

Die Zweiergespräche werden auf Basis von Fragen zu den Themen Zusammenleben und Menschenrechte geführt. "Das sind Fragen, über die man im Alltag ja nicht so oft redet und wenn, dann derzeit eher in einem negativen Kontext. Wir wollen diese Fragen, zum Beispiel über die Rechte von Menschen, aber in einem Positivdialog führen", erklärt Mlczoch. Bisher hat er gemeinsam mit seiner Lehrgangskollegin Maria Köck vier Veranstaltungen dieser Art organisiert: In Zusammenarbeit mit Wohnpartner Wien für BewohnerInnen im Gemeindebau, mit zwei Schulklassen in Rudolfsheim-Fünfhaus sowie im Rahmen des Gesellschaftsklimatages am Platz der Menschenrechte. Die Orte sind dabei bewusst ausgewählt, in einer Stammtischatmosphäre im Wirtshaus würde das Konzept so nicht funktionieren. "Wenn in einem Gasthaus fünf Menschen an einem Tisch sitzen, dominieren üblicherweise eine oder zwei Personen die inhaltliche Diskussion. Man kommt in einer solchen Wirtshaussituation nie in einen Dialog mit tatsächlich allen Anwesenden", erklärt der erfahrene Mediator.

Dialogveranstaltung von "miteinander reden – einander zuhören" am Wiener Platz der Menschenrechte
Foto: Akademie der Zivilgesellschaft

Unterstützung bei der Planung seines Projekts erhielt Mlczoch im Lehrgang der Akademie der Zivilgesellschaft. "Vor allem die kontinuierliche Begleitung und Fokussierung während des Lehrgangs war für mich sehr hilfreich. Man hat ja immer viele gute Ideen, vieles davon bleibt aber liegen, weil plötzlich etwas anderes wichtiger wird." Ehrenamtliches Engagement hält Mlczoch generell für essentiell, "das wird gesellschaftlich auch eine noch größere Bedeutung bekommen, weil ja überall gekürzt wird".

Jede/r Teilnehmende ist ein/e BotschafterIn des Dialogs

Die Idee zu seinem Projekt kam Mlczoch im Rahmen der Österreich spricht-Veranstaltungen. "Diese gut gemachte Gesprächsreihe hat mich dazu gebracht zu überlegen, was ich zusätzlich beitragen kann, dass der Dialog zwischen Andersdenkenden gefördert werden kann." Das bisherige Feedback der Teilnehmenden fiel positiv aus und macht Mlczoch Mut, sich auch weiterhin zu engagieren. "Eine unserer Eingangsfragen an die Teilnehmenden lautet zum Beispiel, was es braucht, um die Spaltung der Gesellschaft zu verringern. Eine der Antworten lautete, dass es mehr solcher Veranstaltungen brauchen würde. Das motiviert und freut uns natürlich", so Mlczoch. Der Mediator ist sich dessen bewusst, dass seine Veranstaltungen nur einen kleinen Beitrag leisten können. "Natürlich ändert es nicht die Welt, wenn man mit zehn Leuten diskutiert. Aber jeder Teilnehmende ist im Idealfall ein Botschafter, der die Idee des Dialogs weiterträgt." (Philipp Schneider, 7.6.2019)

Peter Mlczoch ist 69 Jahre alt und als eingetragener Mediator tätig. Für seine ehrenamtlichen Tätigkeiten wendet er pro Woche zirka zehn Stunden auf. Für sein Projekt "miteinander reden – einander zuhören" ist Mlczoch auf der Suche nach UnterstützerInnen sowie Organisationen, die an der Durchführung einer Dialogveranstaltung interessiert sind (Kontakt: dialog.mit.anderen@gmx.at).

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