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Die Toxine bestimmter Schimmelpilze gehören zu den stärksten natürlichen Giften.

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Gesunde Ernährung beschäftigt die Menschen wie kaum zuvor. Dazu zählt auch die Sicherheit von Lebensmitteln. Für 22 Prozent der EU-Bürger ist sie die größte Besorgnis beim Kauf beziehungsweise der Auswahl von Produkten, so das Ergebnis einer Eurobarometer-Umfrage anlässlich des ersten Weltlebensmittelsicherheitstags, ausgerufen von Uno und ihrer Ernährungsorganisation Food and Agriculture Organization (FAO).

In den 28 EU-Ländern wurden im Zuge der Umfrage 27.655 Menschen befragt, ein repräsentatives Sample. Mit einer Nennung von 53 Prozent war der Ursprung eines Lebensmittels das Hauptargument beim Kauf. Dann folgten die Sicherheit mit 51 und der Geschmack mit 49 Prozent. 41 Prozent erklärten, sie seien an Themen der Lebensmittelsicherheit interessiert. 66 Prozent gaben an, sie hätten schon einmal ihr Konsumverhalten wegen Meldungen über Risiken geändert.

Das Interesse an solchen Themen variiert in der EU von Land zu Land. In Zypern sind 65 Prozent der Menschen an Lebensmittelsicherheit interessiert. Frankreich und Luxemburg sind weit oben (60 Prozent), darüber nach Zypern nur noch Finnland (64 Prozent). In Deutschland trifft das auf 50 Prozent der Menschen zu. Der EU-Durchschnittswert liegt bei 41 Prozent. Österreich liegt mit 37 Prozent eher im unteren Mittelfeld. Italien ist der Ausreißer nach unten (17 Prozent). Davor rangieren Tschechien mit 27 und Ungarn mit 26 Prozent.

Falsche Sorgen

Dabei klaffen die Bedenken der Konsumenten und die von Experten georteten Risiken in puncto Lebensmittelsicherheit deutlich auseinander – auch in Österreich, weiß Ingrid Kiefer, Leiterin des Fachbereiches Risikokommunikation der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages): "An erste Stelle setzen die Experten die pathogenen Keime, zum Beispiel Salmonellen und Campylobacter." Sie verursachen die häufigsten Erkrankungen durch kontaminierte Lebensmittel. Laut Ages hat sich die Situation aber deutlich gebessert. An zweiter Stelle der größten Problemfelder sehen Experten Fehl- und Überernährung. An dritter Stelle kommen die Mykotoxine, also Schimmelpilzprobleme.

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Auch die Statistik spricht für die Experten, denn etwa fünf Prozent aller Rückrufe von Lebensmitteln sind durch Aflatoxine, also Schimmelpilzbelastung, bedingt. "Diese Toxine gehören zu den stärksten natürlichen Giften. Sie verursachen Erbgutschäden, Krebs, können die Nieren oder die Leber schwer schädigen. Angeschimmelte Lebensmittel sollten immer im Abfall landen", so die Kiefer.

Wirkstoffe verboten

Im Vergleich dazu gibt es in der Bevölkerung vor allem Bedenken wegen Insektizid-, Pestizid- oder Antibiotikarückständen sowie anderer Verunreinigungen. Befürchtungen, die laut Ages unnötig sind. So nimmt Österreich seit 1998 etwa am Tierarzneimittel-Kontrollprogramm der EU teil, dessen Ergebnisse darauf hindeuten, dass Rückstände von Tierarzneimitteln und Hormonen in tierischen Lebensmitteln in Österreich kein Problem sind. 2018 wurden 757 Proben aus Lebensmitteln wie Kuhmilch, Schafmilch, Ziegenmilch, Eiern und Honig gezogen. Eine Kuhmilchprobe war mit einem Arzneimittel kontaminiert, ein Ei mit einem Parasitenmittel für Geflügel, zweimal enthielt Honig ein verbotenes Arzneimittel beziehungsweise Pestizidrückstände.

Bei den Pestiziden wurden die Rückstandshöchstwerte im Jahr 2008 EU-weit vereinheitlicht, zahlreiche Wirkstoffe wurden verboten. Die in der gesamten EU geltenden Höchstwerte gelten auch für Importware aus Drittstaaten.

Insgesamt ist die Lebensmittelsicherheit in Industriestaaten so hoch wie nie zuvor. Substanzen, die in der Produktion von Lebensmitteln verwendet werden, unterliegen einer ständigen Evaluierung und Reevaluierung.

Ursache daheim

Weltweit erkranken dennoch jedes Jahr rund 600 Millionen Menschen an lebensmittelbedingten Erkrankungen. Daran sterben etwa 420.000 Personen. Kinder unter fünf Jahren sind mit 40 Prozent der Erkrankten und 125.000 Todesopfern am meisten gefährdet.

Acht von zehn Krankheitsausbrüchen, die durch Lebensmittel verursacht werden, haben ihren Ursprung zu Hause, nicht etwa in Restaurants oder bei Imbissständen, heißt es von der Ages. Denn auch wenn derjenige für die Sicherheit eines Lebensmittels verantwortlich ist, der es in den Verkehr bringt, ist "mit dem Kauf dann jeder einzelne Konsument für die entsprechende Lagerung und Verarbeitung bis hin zur Küchenhygiene in seinem eigenen Interesse zuständig", so Kiefer.

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Die Ages hat aus diesem Grund eine Kampagne mit dem Titel "So bleibt dein Lebensmittel sicher" gestartet. Das Motto: "Kühl es, trenn es, wasch es, check es, koch es, genieß es." (APA, red, 7.6.2019)