Die Fassade des leergeräumten Wien-Museums wird im Sommer mit Street-Art aufgeputzt, im Oktober beginnen die Vorarbeiten für den umfassenden Ausbau des Hauses.

Studio Calas

Wien – Die geplante Sanierung und Aufstockung des historischen Wien-Museums am Karlsplatz bleibt die größte kulturpolitische Herausforderung der Stadt. Nach jahrelangem Tauziehen um das Finanzierungsmodell rechnet man aktuell mit 108 Millionen Euro Gesamtkosten für die Umgestaltung des teils denkmalgeschützten Baus von Oswald Haerdtl aus den 1950er-Jahren. Derzeit wird das Haus geräumt, tausende Objekte müssen in Depots übersiedelt werden. Im Sommer, wenn das Museum leer ist, aber noch keine Baukräne auffahren können, wird das Haus von 5. Juli bis 1. September der Street-Art- und Skater-Szene zugeschlagen.

Rund 40 eingeladene Künstler sind vertreten, einige werden die bereits desolate, nicht denkmalgeschützte Außenfassade des Museums mit Wandbildern, sogenannten Murals, gestalten. Im ersten Stock des Hauses wird es eine Ausstellung geben, im Erdgeschoß lässt man eine Wiener Skatergruppe in Do-it-yourself-Manier einen Skatepark bauen.

Temporäre Fassadenkunst

Bei den Künstlern fokussiert man auf bekannte Namen der Wiener Szene: Nychos etwa, der weltweit aktiv ist und in Kalifornien ein Studio betreibt, oder Speaker 23, im Stadtbild mit seinen humorvoll-politischen Graffiti von Musikboxen auffällig. Das spanische Kollektiv Reskate wird einen Teil der Fassade mit einer Arbeit gestalten, die sich nachts leuchtend abhebt. Alle Kunstwerke werden dokumentiert, im Zuge des Umbaus aber wieder zerstört.

Ergänzt wird das Sommerprogramm um 60 Veranstaltungen zum Thema, von Workshops bis zu Diskussionen. Zudem sollen die Zentralen des jährlichen Popfests und des neuen Sommerkino-Festivals Kaleidoskop im Museum Quartier beziehen. Mit dem Denkmalamt ist das Vorhaben akkordiert, schützenswerte Teile des Hauses werden ausgespart. Mit 150.000 Euro kostet das Urban-Art-Programm das Wien-Museum auch wesentlich weniger als übliche Ausstellungen, die bis zu 500.000 Euro Budget brauchen.

Baustart 2020

Dass das Museum trotz Schließzeiten die volle Subvention der Stadt weiterbeziehen darf, verteidigen Direktor Matti Bunzl und Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Abgesehen davon, dass das Ausstellungsbudget nur einen geringen Teil der Kosten ausmache, müsse man sich ja auch um die fast 20 Außenstellen des Hauses sowie die Sammlung weiter kümmern. Im Ausweichquartier Musa soll es in der Bauzeit außerdem weiterhin Ausstellungen geben.

Im Oktober starten die Vorarbeiten für den Umbau, eine Entkernung und die vorgeschriebene archäologische Grabung. Um keine Kostenexplosion zu riskieren, wird die Ausschreibung für den eigentlichen Umbau erst danach erfolgen. Anvisierter Baustart ist im Sommer 2020, die Wiedereröffnung ist für 2023 geplant. (Stefan Weiss, 6.6.2019)