Äthiopiens junger Premier auf diplomatischer Mission.

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Die WHO warnt vor den Folgen der Gewalt.

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Khartum – Nach der brutalen Niederschlagung der Oppositionsproteste im Sudan ist der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed am Freitag zu einer Vermittlungsmission in Khartum eingetroffen. Abiy wollte zunächst mit Vertretern des Militärrats in der Hauptstadt sprechen, anschließend waren auch Treffen mit Vertretern der Protestbewegung geplant.

Der herrschende Militärrat hatte am Montag in Khartum Blockaden von tausenden Demonstranten rund um das Armee-Hauptquartier gewaltsam räumen lassen. Die Demonstranten hatten dort seit rund zwei Monaten eine zivile Regierung für das nordostafrikanische Land gefordert.

Das oppositionsnahe Zentralkomitee sudanesischer Ärzte hatte erklärt, seit Montag seien mehr als hundert Menschen getötet worden. Die Behörden wiesen diese Zahl zurück, bestätigten aber dutzende Tote.

WHO warnt

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist zutiefst besorgt über die Auswirkungen der Gewalt auf medizinische Einrichtungen und das Gesundheitspersonal. Übergriffe auf Krankenhäuser in Khartum führen dazu, dass Notfalldienste geschlossen werden und Patienten verlegt werden mussten, wie Ahmed Al-Mandhari, der WHO-Leiter für das östliche Mittelmeer, am Freitag mitteilte.

Mindestens fünf ärztliche Mitarbeiter und Patienten sind demnach verletzt worden. Es scheine, dass Gesundheitsmitarbeiter direkt zur Zielscheibe würden, nur weil sie ihrer Pflicht, Verletzten zu helfen, nachkämen. Zudem wurden mobile Kliniken, die zur Behandlung von Demonstranten eingerichtet wurden, in Brand gesetzt oder zerstört und medizinische Ausrüstung geplündert, wie es hieß.

Al-Mandhari kritisierte dies als Verstoß gegen internationale Menschenrechtsgesetze. "Die Gesundheitsversorgung, vor allem Notfalldienste, sollten vor politischer Einflussnahme und Sicherheitsoperationen geschützt sein."

Der Militärrat hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Bashir infolge von monatelangen Massenprotesten im April die Führung übernommen. Mit diesem einigte sich die Protestbewegung Mitte Mai grundsätzlich darauf, dass ein gemeinsamer Übergangsrat die Geschicke des Landes in den kommenden drei Jahren lenken soll. Seither herrschte aber Streit darüber, welche Seite dieses Gremium führen soll. (red, APA, 7.6.2019)