Joachim Gröger mit einem UFO-Prototyp.
Foto: Michael Welling/Thünen-Institut

Braunschweig – Die Unterwasserbewohner der Kieler Förder, einer Ostseebucht, werden es demnächst mit seltsamen scheibenförmigen Nachbarn zu tun bekommen. Die wecken nicht nur optisch Erinnerungen an UFOs, sie sind tatsächlich welche – nämlich "Unterwasser-Fisch-Observatorien", wie das Braunschweiger Thünen-Institut berichtet.

Kontinuierliches und sanftes Monitoring

Ein interdisziplinäres Forschungskonsortium unter Leitung von Joachim Gröger vom Thünen-Institut hat das System entwickelt, um das Monitoring von Fischen und anderen Meeresorganismen zu digitalisieren. Der Vorteil der neuen Methode: Die Organismen werden in Ihrem natürlichen Lebensraum belassen und müssen nicht gefangen werden.

Das UFO ist eine autonome Beobachtungsstation, die mit Stereokamera und Sonar-Sensoren ausgerüstet ist. Damit kann es in einem bestimmten Umkreis kontinuierlich die Vielfalt und Dichte von Fisch- und Planktonansammlungen sowie relevante Umweltparameter erfassen. Damit lässt sich überwachen, wie sich Fischpopulationen innerhalb von Schutzgebieten oder Windparks, in denen Fischerei nicht erlaubt ist, entwickeln. Die Methode ließe sich aber auch auf die Überwachung der großen, kommerziell genutzten Fischbestände im offenen Ozean ausweiten, so die Forscher.

Netzwerk zur Datenerhebung

Ein Prototyp des UFO hatte seit 2016 in der Kieler Bucht bereits seine Funktionstauglichkeit unter Beweis gestellt. Im Rahmen des jetzt bewilligten Forschungsprojekts UFOTriNet soll das System zu einem neuartigen digitalen Unterwasser-Testnetzwerk weiterentwickelt werden, das aus zwei stationären und einer mobilen UFO-Einheit besteht und zusammen mit weiteren Plattformen in der Kieler Bucht virtuell vernetzt wird.

Während die beiden stationären UFOs an biologisch wichtigen, fixen Positionen ("Hotspots") kontinuierlich Informationen unter Wasser erheben, fährt das torpedogleiche mobile UFO auf vorher festgelegten Pfaden zwischen diesen Positionen hin und her. Dadurch wird der Radius bzw. die Reichweite der stationären UFOs vergrößert. Alle Systeme werden online geschaltet sein und Informationen in Echtzeit liefern.

"Die durch dieses System generierten Daten können uns völlig neue Einblicke in die Dynamik der komplexen Unterwasserwelt ermöglichen", ist Gröger zuversichtlich. Überall dort, wo es in marinen Ökosystemen eingesetzt wird, soll es in Echtzeit den Zustand feststellen und Veränderungen oder Abweichungen aufspüren können. (red, 11. 6. 2019)