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Im Feldeinsatz fehlen Geräte und Labors, eine App soll unterstützen.

Foto: REUTERS

Das medizinische Personal von Ärzte ohne Grenzen soll künftig bei Feldeinsätzen per Handy passende Medikamente bei Antibiotikaresistenzen finden. Die von der NGO gegründete MSF Foundation entwickelt aktuell die kostenlose Smartphone-App "ASTapp", die den Medizinern bei der Diagnose von Antibiotikaresistenzen in ressourcenschwachen Regionen helfen soll.

Antibiotikaresistenzen, also wenn Krankheitserreger Resistenzen gegen gängige Medikamente entwickelt haben, zählen zu den großen internationalen Herausforderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Experten gehen davon aus, dass sie in 50 Jahren weltweit die häufigste Todesursache sein werden, warnt Ärzte ohne Grenzen.

Verschärft wird das Problem durch den Mangel an diagnostischen Labors in vielen Teilen der Welt und auch, weil Medizinern oft die Fähigkeit fehle, Antibiogrammtests zu lesen und richtig zu interpretieren. Das führe in vielen Fällen zu unzureichender Behandlung mit Breitbandantibiotika, die nicht auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt sind.

Offline verfügbar

Mittels künstlicher Intelligenz und Bildverarbeitungstechnologen sollen mit der App auch Nicht-Mikrobiologen Tests einfacher interpretieren und Antibiotikaresistenzen messen können, um die bestmöglichen Antibiotika zur Behandlung zu finden. Die App, an der seit rund einem Jahr gearbeitet wird, soll Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen sowie dem Gesundheitspersonal in einkommensschwachen Regionen bei der Behandlung von Infektionen helfen. Testergebnisse können dann künftig auch offline auf Smartphones oder Tablets ausgewertet und Behandlungsratschläge gegeben werden.

Den ersten Prototypen soll es voraussichtlich in vier Monaten geben, hieß es. Ende 2019 werde die App bereits in den Feldlaboren von Ärzte ohne Grenzen getestet, zunächst in Amman in Jordanien. Antibiotikaresistenz wurden bisher in allen Regionen nachgewiesen, wo Ärzte ohne Grenzen Tests durchgeführt hat. Besonders häufig trat sie im Nahen Osten auf. Gründe dafür sind die Schwere der zu behandelnden Wunden sowie die leichte Verfügbarkeit rezeptfreier Antibiotika.

Von Google gefördert

Im Laufe des Jahres werde "ASTapp" schrittweise auch in weiteren Laboren von Ärzte ohne Grenzen eingeführt, darunter im Jemen, Liberia, Mali, Haiti und der Zentralafrikanischen Republik. Voll einsatzfähig soll die App in etwa drei Jahren sein.

Das Projekt wurde mit dem "Google AI Impact Challenge", einem Förderpreis von Google für gemeinnützige Anwendungen von künstlicher Intelligenz, ausgezeichnet. "ASTapp" wird von Google mit 1,3 Millionen Dollar (1,16 Mio. Euro) unterstützt. Die App soll außerdem zum Sammeln von Daten über Antibiotikaresistenzen verwendet werden und gemäß den Zielen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Beitrag zur weltweiten Kontrolle von Resistenzen leisten. (APA, 11.6.2019)