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Dieser Grauwal wurde Anfang Mai an einen Strand nahe San Francisco gespült. In der Region hat es heuer so viele Strandungen gegeben wie seit Jahren nicht mehr.
Foto: AP Photo/Jeff Chiu

Seit zehn Jahren wird der 8. Juni von den Vereinten Nationen als Tag des Meeres begangen. Die Umweltorganisation Greenpeace hat ihn zum Anlass genommen, auf die nach wie vor nicht rosige Lage der Wale hinzuweisen. Auch Jahrzehnte, nachdem die meisten Staaten den industriellen Walfang eingestellt haben, ringen die Meeresriesen mit einer ganzen Reihe von Bedrohungen – neue ebenso wie solche, die tief in der Vergangenheit wurzeln.

Schlechtes Jahr

2019 sei kaum eine Woche vergangen, in der keine Meldung von toten Walen auf Stränden zu lesen war, so Greenpeace. Viele der gestrandeten Tiere hatten Unmengen von Plastikmüll im Magen – und auch wenn es sich dabei nicht um die direkte Todesursache handelte, dürfte der unverdauliche Müll die Tiere doch geschwächt haben. Jährlich werden laut der Umweltorganisation rund 13 Millionen Tonnen Plastik in die Meere gespült.

2019 ist auch das Jahr, in dem eine alte Walfangnation wieder unverblümt ins Geschäft eingestiegen ist: Japan ist zum Jahreswechsel aus der Internationalen Walfangkommission ausgetreten. Ab Juli wird Japan wieder offiziell Walfang aus kommerziellen Gründen betreiben. Zuvor hatte das Land allerdings bereits ein Schlupfloch des Walfangmoratoriums von 1986 genutzt und jährlich hunderte Tiere "zu wissenschaftlichen Zwecken" getötet.

Schutz vor Bedrohungen

Anfang April hat Greenpeace einen Plan – oder besser die Vision eines Plans – vorgestellt, im kommenden Jahrzehnt mindestens 30 Prozent der Weltmeere unter Schutz zu stellen. Nutznießer des 30x30-Konzepts wären nicht nur Wale, sondern alle Meerestiere – insbesondere solche, die auf Wanderrouten angewiesen sind.

Weitere Bedrohungen sind Überfischung, Fangnetze, in denen Meeressäuger als Beifang verenden, und Unterwasserlärmverschmutzung durch seismische Untersuchungen: Die Schallwellen, die bei der Suche nach Öl- und Gasvorkommen eingesetzt werden, können die Wale so stark desorientieren, dass diese stranden, und im Extremfall sogar innere Verletzungen auslösen.

Und zu schlechter Letzt kommt noch die Verschmutzung der Ozeane mit allen Arten von Chemikalien. Wale, die am Ende der marinen Nahrungskette stehen, lagern die schädlichen Substanzen in ihrem Fettgewebe an. Als besonders problematisch wird etwa der Weichmacher PCB (Polychlorierte Biphenyle) erachtet, der Wale unfruchtbar machen kann – insbesondere Orca-Populationen vor der brasilianischen und der britischen Küste sind davon laut Greenpeace betroffen. PCB ist inzwischen zwar verboten, doch wurde die langlebige Substanz seit den 1930er Jahren in die Meere gespült: ein Erbe, das noch lange weiterwirken wird. (jdo, 8. 6. 2019)