Düsseldorf – Der Prozess um die Vorbereitung des ersten Terroranschlags mit einem biologischen Kampfstoff in Deutschland hat in Düsseldorf begonnen.

Ein 30 Jahre alter Tunesier und seine 43-jährige deutsche Ehefrau sollen 2018 einen Anschlag mit einer Bombe mit dem hochgiftigen Rizin vorbereitet haben. Der Zugriff der Polizei nach dem Tipp eines ausländischen Geheimdienstes beendete die Vorbereitungen.

"Beide Angeklagte identifizierten sich seit längerer Zeit mit den Zielen des IS (Jihadistenmiliz "Islamischer Staat", Anm.). Sie wollten sich dem Jihad anschließen", sagte die Vertreterin der Bundesanwaltschaft, Verena Bauer, am Freitag. "Sie entschlossen sich, einen Sprengsatz an einem belebten Ort zu zünden, um möglichst viele 'Ungläubige' zu töten. Der IS empfahl den Einsatz einer Streubombe."

Das Paar habe unter anderem 250 Stahlkugeln und tausende Rizinussamen über das Internet bestellt. Sprengstoff hätten sie sich über in Deutschland nicht zugelassene Feuerwerkskörper beschafft. Der Angeklagte Sief Allah H. sei dazu eigens nach Polen gereist.

Zwerghamster überlebte Testanschlag

Das Gift hätten sie testweise einem eigens dazu gekauften Zwerghamster aufgetragen. Das Tier habe aber überlebt. Auf einer Wiese habe der Angeklagte zudem eine Testsprengung vorgenommen.

Zum Prozessbeginn kündigten H. und seine Ehefrau Yasmin über ihre Anwälte an, dass die sich derzeit nicht zu den Vorwürfen äußern werden. Der Anwalt des Tunesiers stellte zudem einen Befangenheitsantrag gegen den Vorsitzenden Richter Jan van Lessen. Die Hauptverhandlung wurde dennoch fortgesetzt, über den Antrag will der Staatsschutzsenat zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.

Beiden Angeklagten drohen bis zu 15 Jahre Haft. Der Rizin-Anschlag hätte laut Gutachten bis zu 100 Menschenleben gefordert. Der Prozess findet im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts der Stadt statt. (APA, 7.6.2019)