Ein möglicher Mondblitz (Bildmitte). Astronomen wollen dem Phänomen nun auf den Grund gehen.
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Seit erstmals Astronomen im 17. Jahrhundert mit Teleskopen den Mond genauer in Augenschein nahmen, wird von seltsamen Lichterscheinungen auf der Oberfläche des Erdtrabanten berichtet. Die Ursachen der merkwürdigen, immer wieder auftretenden Lichtblitze sind bis heute nicht zweifelsfrei geklärt. Selbst aktuelle Beobachtungen, bei denen bisweilen mehrmals pro Woche solche als Transient Lunar Phaenomena (TLP) bezeichnen Lichter registriert werden, lieferten bisher keine eindeutige Erklärung.

Theorien für das seltsame Phänomen gibt es freilich einige: So wurden etwa Einschläge von Meteoren als mögliche Ursache angeführt. Die teilweise über mehrere Stunden anhaltenden Lichter könnten aber auch die Folge von elektrisch geladenen Partikeln des Sonnenwindes sein, die mit dem Mondstaub interagieren. Und dann gibt es natürlich jene phantasievollen Experten, die in den wiederkehrenden Lichtern Signale außerirdischer Intelligenzen vermuten.

Lunare seismische Aktivitäten

Bedeutend wahrscheinlicher dürften dagegen möglicherweise lunare seismische Aktivitäten sein – das zumindest vermuten Wissenschafter von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Das Team um Hakan Kayal geht jedenfalls davon aus, dass derartige Mondbeben regelmäßig Gase aus dem Untergrund freisetzen, die das Sonnenlicht reflektieren und dadurch die von der Erde aus beobachtbaren Lichterscheinungen hervorrufen.

Um diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, haben die Wissenschafter um Kayal seit April 2019 ein ausschließlich zur Erforschung dieses Phänomens konzipiertes Teleskop an einem Observatorium in Spanien installiert. Das System besteht aus zwei Kameras, die jede Nacht den Mond ins Visier nehmen. Nur wenn beide Sensoren zugleich eine entsprechende Lichterscheinung wahrnehmen, wird gleichsam "Alarm" ausgelöst und eine Nachricht an das Team vom Kayal verschickt.

Künstliche Intelligenz soll Fehlalarme verhindern

Teil des noch nicht fertiggestellten Beobachtungspostens ist eine Software, die sich unter anderem Methoden der Künstlichen Intelligenz bedient, um Fehlalarme zu vermeiden: "Neuronale Netzwerke sollen dafür sorgen, dass das System nach und nach lernt, einen Mondblitz von technischen Störungen oder von Objekten wie Vögeln und Flugzeugen zu unterscheiden, die vor der Kamera vorbeifliegen. Bis dahin ist schätzungsweise noch ein Jahr Arbeit nötig", sagt Kayal.

Bewährt sich die terrestrische Beobachtungseinheit, dann soll das System später einmal auch im Rahmen einer Satellitenmission zum Einsatz kommen. Ein möglicher Erd- oder Mondorbit verspricht vermutlich bessere Resultate: "Wir sind dann die Störungen los, die sich durch die Atmosphäre ergeben," meint Kayal. (tberg, 16.6.2019)