Khartum – Oppositionsgruppen im Sudan haben am Sonntag einen landesweiten Streik begonnen. Es gehe um eine "friedliche Form des Widerstandes", teilte das Gewerkschaftsbündnis SPA bei Twitter mit. Nur Ärzte und Pflegepersonal seien von dem Generalstreik ausgenommen, damit Kranke und Verletzte weiter behandelt werden könnten. Der Streik folgt auf die mutmaßliche Festnahme zweier Oppositionsführer.

Der Generalsekretär der Rebellengruppe SPLM-N, Ismail Jallab, und deren Sprecher, Mubarak Ardol, waren internationalen Medienberichten zufolge wenige Stunden nach einem Treffen mit Äthiopiens Ministerpräsidenten Abiy Ahmed am Freitag festgenommen worden. Die Berichte, die auf ungenannten Quellen basierten, ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.

Als Regierungschef des Nachbarlandes versucht Abiy, in der Krise im Sudan zwischen der Militärführung und der Opposition zu vermitteln, um den Frieden wiederherzustellen. Dazu hatte er sich am Freitag mit dem militärischen Übergangsrat sowie mit Mitgliedern des Oppositionsbündnisses FFC getroffen.

Mehr als 100 Tote

Sicherheitskräfte hatten am vergangenen Montag mit Gewalt eine wochenlange Sitzblockade in Khartum aufgelöst, die maßgeblich zum Sturz des Langzeitmachthabers Omar al-Bashir beigetragen hatte. Nach Angaben eines Ärzteverbandes wurden dabei mehr als 100 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt. Das sudanesische Gesundheitsministerium gab die Zahl der Toten mit 61 an. Sicherheitskräfte gingen auch in den Tagen danach gegen Demonstranten vor.

Präsident Al-Bashir, der das Land drei Jahrzehnte lang mit harter Hand regiert hatte, war im April von den Streitkräften gestürzt worden. Dem Putsch waren monatelange Massenproteste vorausgegangen. Seitdem ringen das Militär und die Opposition um die Bildung einer Übergangsregierung. (APA, 9.6.2019)