Manuela Pausan untersucht den Mikrobentransfer von Müttern zu ihren Babys.

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Der menschliche Körper ist von zahllosen unterschiedlichen Mikroorganismen besiedelt, die für unsere Gesundheit eine wichtige Rolle spielen", sagt die Biochemikerin Manuela Pausan. "Die meisten dieser Bakterien, Archaeen (Urbakterien) und Pilze leben im Dickdarm."

Sie schützen uns vor Krankheiten und Infektionen, unterstützen uns bei der Verdauung, produzieren wichtige Vitamine und sind an der Regulierung des Immunsystems beteiligt.

In ihrer Dissertation an der Medizinischen Universität Graz hat sich die gebürtige Rumänin vor allem mit Archaeen beschäftigt. Die Verleihung des L'Oréal-Stipendiums "For Women in Science", unterstützt vom Wissenschaftsministerium, ermöglicht ihr nun, sich mit einer anderen noch ungeklärten Frage im weiten Feld der Mikroben im und am Menschen zu beschäftigen: dem Transfer von Mikroorganismen von Müttern zu ihren Babys während und nach der Geburt.

"Ich untersuche die Faktoren, die diesen Transfer beeinflussen", so die 28-Jährige. Die Art der Geburt – ob vaginal oder per Kaiserschnitt – habe nämlich einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung des kindlichen Mikrobioms. "Vaginal geborene Babys werden auf ihrem Weg durch den Geburtskanal mit wichtigen Mikroorganismen regelrecht überzogen." Später nehmen die Kinder auch Mikroben von anderen Menschen, Gegenständen und vor allem über die Nahrung auf.

Verbesserung der mikrobiellen Besiedelung

"Insbesondere die Muttermilch ist nicht nur reich an Nährstoffen, sondern auch an nützlichen Bakterien", so Pausan. "Ich konzentriere mich auf die Frage, wie stark die mikrobiellen Unterschiede von Babys durch die Art ihrer Geburt und durch die Ernährung beeinflusst werden."

Mit diesen Erkenntnissen könnte die mikrobielle Besiedelung verbessert und dadurch bestimmte Gesundheitsrisiken im späteren Leben des Kindes reduziert werden, sagt Pausan.

Und wie schneidet die Geburt per Kaiserschnitt in punkto Mikrobentransfer ab? "Meine Hypothese ist, dass der Kaiserschnitt nicht unbedingt einen so negativen Einfluss auf das Mikrobiom des Babys haben muss, wie oft angenommen wird", vermutet die Nachwuchsforscherin. "Insbesondere dann, wenn der Säugling nachher möglichst lange gestillt wird."

Zudem gebe es auch Probiotika, die bei Kaiserschnittkindern der Muttermilch beigemischt werden können. Wie die Situation tatsächlich aussieht, wird sich allerdings erst nach dem Sammeln und Auswerten der Proben von unterschiedlich auf die Welt gebrachten und ernährten Babys sowie deren Müttern herausstellen.

Die nächsten Monate werden also ziemlich arbeitsintensiv werden. Und wie sind ihre Pläne für die Zeit danach? "Das kann ich noch überhaupt nicht sagen", lacht Manuela Pausan. "Ich weiß nur, dass ich unbedingt in der Forschung bleiben möchte!" Ob ihr künftiger Arbeitsplatz in einem europäischen Land, in Amerika oder sonst wo sein wird, steht noch in den Sternen.

Ihre Zeit in Graz ist jedenfalls begrenzt und wird deshalb auch intensiv genutzt. Natürlich zum Arbeiten, zwischendurch aber auch immer wieder zum Erkunden der österreichischen Bergwelt, von der die leidenschaftliche Fotografin hellauf begeistert ist. (Doris Griesser, 18.6.2019)