Klassisch, elegant und in der AMG-Ausformung auch noch sportlich, positioniert sich das E-Cabriolet schlüssig zwischen dem offenen C und S.

Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Das Cockpit der schnellen und offenen E-Klasse.

Foto: Guido Gluschitsch

Noch ein schneller Blick auf das Heck vor Castelmonte.

Wenn es bei Mercedes gilt, die Leistung – neudeutsch: Performance – eines Modells zu verbessern, dann tritt der Haustuner AMG auf den Plan. Das E-Klasse Cabrio sollte noch eine zusätzliche Prise Sportlichkeit auf die Reise bekommen, damit es bei Bedarf zur Freude seines Eigners mit den flottesten Zweisitzern mithalten kann. Der neuentwickelte Reihensechszylindermotor war dafür bestens geeignet, immerhin leistet der Dreiliter-Turbobenziner hier 435 PS, die AMG-Techniker schafften dank elektrischen Zusatzverdichters zusätzliche 22 PS E-Boost.

Der Startgenerator verbindet jetzt Anlasser und Lichtmaschine mit dem E-Motor, der große Vorteil der E-Unterstützung liegt im spontanen Ansprechverhalten, zusätzlich speist er das 48-Volt-Bordnetz. Turboloch ade, es wird sofort der volle Ladedruck aufgebaut, das Gerumpel bei der Start-Stopp-Automatik fällt weg. Die Techniker sprechen von Mildhybrid, einer Variante der Elektromobilität, rein elektrisch wird aber kein einziger Meter gefahren.

Neungangautomatik

Selbst bei ganz niederer Drehzahl verhindert der E-Schalter das Absterben der Maschine. In Verbindung mit der weichen, kaum spürbaren Neungangautomatik spricht der Motor jederzeit in allen Drehzahlbereichen spontan an. Nicht zu übersehen: Wir sprechen nicht von einem riemengetriebenen Starter, sondern er sitzt auf der Antriebswelle mit direkter Wirkung auf den Motor.

Der Marsch zur Spitzengeschwindigkeit erfolgt im kultivierten Fahrstil fast geräuschlos, der Schrecken folgt auf dem Fuß, wenn auf dem Head-up-Display (1030 € Aufpreis) Geschwindigkeiten aufscheinen, die keine Polizei toleriert. Das E 53 Cabrio kann im Fahrmodus Sport aber auch heiser Drehzahlen produzieren, da geht die Post mit entsprechenden Geräuschen ab.

Fahrmodi

Fünf Fahrprogramme stehen insgesamt zur Verfügung, welche mehr oder weniger das Ansprechverhalten des Motors, aber auch des Fahrwerks, des Getriebes und sogar der Lenkung beeinflussen. Nicht zu vergessen: 4Matic heißt Allradantrieb.

Außen ist das erste Erkennungszeichen des E 53 AMG der Kühlergrill mit den doppelten Querspangen. Schwellerverkleidungen und am Heck die Schürze mit den Diffusor-Einsatz samt vier runden Endrohren sind diesem Cabrio vorbehalten.

Bei einer Preisgestaltung, die in Windeseile im sechsstelligen Bereich landet, gehört die Ausgestaltung des Innenraums zu einem der wichtigsten Kriterien. Meine neunjährige Enkelin, seit frühester Kindheit "automobilverdorben", entdeckte sofort die roten Sicherheitsgurte, natürlich cool. Nachdem das E 53 Cabrio zu Recht als Viersitzer auftritt, lobte sie die Bequemlichkeit auf den beiden Rücksitzen, das feine Leder der Polsterung fand sie angemessen – verbunden mit dem Vorschlag, bei nächster Autobestellung Lederbezüge nicht zu vergessen. Für großgewachsene Menschen bedeuten die breiten Auflageflächen des Fahrersitzes übrigens eine echte Wohltat.

Digitale Welt trifft reale

Als Kind der Digitalwelt war das Command-Online-System (Aufpreis: 2095 €) nach kurzer Erklärung fast Selbstverständlichkeit, die Schalter am Armaturenbrett wurden fachkundig als Spielplatz verwendet. Die digitalen Zentralarmaturen blieben davon zwar verschont, Radio und Navi aber natürlich nicht.

425 Liter Kofferraum sind keine Welt – das Klappdach möchte bei Freiluftausfahren seinen Platz reserviert bekommen -, aber alltagstauglich. Serienmäßig steht das Cabrio auf 19-Zoll-Leichtmetallfelgen, die bei den kleinsten Randsteinberührungen überaus empfindlich sind. Als Option passen in die Radkästen 20-Zöller.

Um das Fahrverhalten noch mehr zu verbessern, wurde der Sturz an der Vorder- und Hinterachse optimiert. Das Revier dieses schicken Mercedes liegt sicher nicht in engen Waldwegen oder auf holprigen Bundesstraßen. Côte d'Azur, Baden-Baden, Miami oder Genfer See scheinen die bevorzugten Reviere sein. Auf Autobahnen, wenn man teilautonom mit dem Tempomat dahingleitet, zeigt sich der Mercedes als ideal. Gegen schlechte Bodenverhältnisse protestiert aber unüberhörbar das Fahrwerk.

Der E 53 AMG will ein exklusiver, repräsentativer Partner sein, der bei Bedarf gern auch den tollen Sportwagen mimen kann. (Peter Urbanek, 12.6.2019)