Huawei wird wohl heuer noch seine Android-Alternative vorstellen, das Mate 30 könnte das erste Handy mit Hongmeng bzw. Ark OS sein.

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Von US-Strafmaßnahmen unter Druck gesetzt und daher ab 19. August vielleicht weitestgehend von Android abgeschottet, arbeitet man bei Huawei im Eiltempo am Plan B. Dieser nennt sich "Hongmeng" und beschreibt ein Betriebssystem, das künftig auf den Handys des Herstellers laufen soll und der international wahrscheinlich als "Ark OS" an den Start gehen wird.

Wie weit die Entwicklung schon fortgeschritten ist, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Forbes berichtet nun unter Berufung auf die chinesische Global Times, das schon das Huawei Mate 30 mit der Android-Alternative auf den Markt kommen soll. Die Zeitung nennt August oder September als Datum für die Vorstellung des Betriebssystems, widerspricht damit aber vorherigen Angaben durch Huawei selbst. Dort erklärte man, dass man die Software noch heuer in Umlauf bringen wolle, wobei dies möglicherweise aber nur für den chinesischen Markt gilt. Der globale Start könnte erst 2020 erfolgen.

Seit 2012 in Arbeit

Erscheint das Mate 30 im üblichen Takt der Reihe, müsste Huawei das Handy im Oktober vorstellen. Sollte das US-Embargo bis dahin aufrecht bleiben, dürfte auf dem Handy kein Android laufen. Denkbar wäre also, dass das Gerät mit Ark OS bereits angekündigt wird, aber erst später in den Verkauf kommt.

Der Release von Hongmeng wäre jedenfalls die Kulmination einer lange vor sich hin köchelnden Entwicklung. Die Idee für das System soll schon 2012 bei einem mehrtägigen Treffen von hochrangigen Huawei-Managern mit Konzerngründer Ren Zhengfei entstanden sein. Anlass war die zunehmende Dominanz von Android am mobilen Markt und die daraus resultierende Abhängigkeit, insbesondere abseits von China. Lange lief das Projekt im Geheimen, erst in den letzten Jahren kursierte als Gerücht, dass Huawei ein eigenes Betriebssystem umsetzen will – ehe schließlich die US-Sanktionen ins Spiel kamen.

Laut The Information wechselten sich Meilensteine und Rückschläge in der Entwicklung seitdem ab. Derzeit, so der Bericht, sei Hongmeng noch weit von Premierenreife entfernt.

Kompatibel zu Android

Klar ist aber, dass das System wohl Android-kompatibel wird. Dass man in aller Kürze ein komplett eigenes, erfolgreiches App-Ökosystem auf Basis eines neuen Betriebssystems aufziehen kann, hält man angesichts der Verbreitung von Android auch bei Huawei für unrealistisch. Mit der Kompatibilität erspart man App-Entwicklern den zusätzlichen Aufwand, ihre Programme für eine weitere Plattform zu entwickeln.

Ins Bild passt dazu auch, dass Huawei damit begonnen hat, Entwickler populärer Apps anzuschreiben. Unter Verweis auf die Verbreitung der eigenen Handys lädt man sie dazu ein, ihre Programme auch in der "AppGallery" zu platzieren – dem von Huawei betriebenen Store für Android-Programme, der neben Google Play auf den eigenen Geräten installiert ist. Bei der Entwicklung von Hongmeng soll man sich zudem laufend an Android und Apples iOS orientieren.

US-Apps als große Hürde

Doch selbst wenn technisch alles glatt geht und viele Entwickler ihre Programme auch in die AppGallery bringen, ist damit ein Problem noch nicht gelöst – nämlich jenes populärer Apps von US-Firmen. Huawei dürfte auf seinen Geräten weder Facebook, noch Whatsapp, Google Maps oder Microsoft Office vorinstallieren. Und das Embargo verbietet es den amerikanischen IT-Riesen auch, ihre Apps in Huaweis Store anzubieten.

Besitzer eines Mate 30 mit Ark OS müssten das Installationspaket (APK) für die jeweiligen Apps also manuell herunter laden und installieren. Das wirft Sicherheitsfragen auf, kursieren doch immer wieder mit Malware verseuchte Varianten dieser Programme abseits von Googles Play Store. Und die meisten Smartphone-Nutzer dürften auch nicht gewillt sein, diesen Weg zu gehen. (red, 12.06.2019)