Im dünner werdenden Konkurrenzumfeld behauptet sich der F-Type als einer der stärksten Charaktere. Selbst mit 4-Zylinder ist das ein formidables Sportgerät.

Foto: Guido Gluschitsch
Grafik: der Standard

Der F-Type ist spannend bis ins letzte Detail, wie die Leuchtkennung der Rückleuchten beweist.

Foto: Guido Gluschitsch

Gut proportioniert, ein puristischer, schlichter Roadster, eine visuelle Dramatik.

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Noch schnell ein Blick ins Cockpit.

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Klinke.

Foto: Guido Gluschitsch

Ist ja nicht so, dass es komplett aus der Welt wäre, wenn der Regen niedergeht, als gäbe es kein Morgen und also auch kein Friaul-Wochenende. Überraschend war's dann aber schon, dass infolge Aquaplanings – bei der Wetterlage angepasster Geschwindigkeit wohlgemerkt – der Hinterradler sich quasi arschlinks, rechts und nochmals links nach außen drehte, also wedelte. 245 Millimeter breite Reifen sind eine Qualität – auf der Sonnenseite und eben auch auf der Schatten-, also Regenseite. Runter vom Gas, Lenkrad locker halten, wieder in der Spur. Bravo, danke für die Mitarbeit. Der Regen wird nicht weniger, wir drosseln das Tempo, sicher ist sicher. Wumm! Noch einmal links und rechts, runter vom Gas und wieder in der Spur, ja muss das denn sein? Wann ist denn endlich Ruhe? Und der Regen vorbei?

Jetzt endlich, beim Grenzübertritt von Slowenien nach Italien nahe Gorizia – also Görz – sind wir erlöst. Sonne scheint zwar noch immer keine, vor allem aber ist die Straße trocken, und freundlicher ist es allemal. Nun also Dach weg, in 15 Sekunden von zu bis offen.

Wir fahren mit der schwarz-weißen Schönheit endlich cool, der Tank ist voll, die Sonne blitzt, das Collio heißt uns willkommen. Und der F-Type spielt ein erstes Mal die Stückerln, die wir ihm auftragen.

Das rote Band

Elegant ist der F-Type im Einsatz der Schmuckfarbe Rot, die bei den diamantgedrehten 20-Zoll-Felgen in glänzendem Schwarz mit sechs Doppelspeichen in Gestalt von lackierten Bremssätteln aufblitzt – außen. Innen prangt am Lenkrad ein rotes Lederband auf Höhe von zwölf Uhr, und in den Sitz zurückgeschnallt ist der Fahrer ebenso in Rot – wir fühlen uns ins Fußballteam Perus versetzt, und zwar in den Sturm, Rückennummer neun, mit viel Zug zum Tor!

Gut proportioniert, ein puristischer, schlichter Roadster, eine visuelle Dramatik, so hat Ian Callum, Jaguars Designdirektor, den Wagen interpretiert. Das Sondermodell "Chequered Flag Edition" präsentiert sich in Anlehnung an die Enthüllung des XK120 vor 70 Jahren. Überflüssiger Schnickschnack lässt sich nicht finden, außen wie innen nicht. Passend zur Bezeichnung "schwarz-weiß karierte Flagge" wurde am Exterieur subtil modifiziert – gelungen. Die Mittelkonsole ist in dunkel gebürstetem Aluminium gehalten.

Der F-Type ist schon ein sympathisch ruppiger Kerl, ausgestattet mit dem 2,0-Liter-Ingenium-Vierzylinder mit 300 PS. Lässiger Sound gesellt sich dazu.

Der Wendeplatz

Wir fotografieren die Gefährte, sechs insgesamt, nach altbewährtem Muster einmal in der Gruppe auf einem Bild versammelt und ein zweites Mal jedes für sich, und da wiederum einmal abgestellt und auf Details wie Innenraum fokussiert und ein zweites (und eventuell drittes Mal) in Fahrt. Haben wir eine geeignete Strecke gefunden – entscheidend sind relativ nah beinanderliegende Wendemöglichkeiten -, fahren wir halt so oft hin und her, wenden ein ums andere Mal, bis unser Meisterfotograf seinen Sanktus gibt, das ideale Bild gelungen ist. Bei einem der Wendeplätze wird es wohl passiert sein, dass sich ein Nagel in den rechten hinteren Reifen gebohrt hat. Erst eine Mittagspause später scheint die Warnung auf, dass der Reifendruck rechts hinten nicht 2,5, sondern lediglich 2,0 bar aufweist. Das Problem baut sich weiter auf und der Druck ab, bei 0,8 wird das Problem ein veritables.

Der Lokalmatador der Crew erinnert sich an Motorradzeiten vor 20 Jahren und eine Reifenwerkstatt in Cividale, die Uhr zeigt 17.30, der Mechaniker ist ein Profi und das Problem nach 35 Minuten keins mehr. Grazie ragazzo, nettes freundliches Friaul. Wir malen uns dieselbe Situation woanders aus und sind uns nicht sicher, dass es überall so cool über die Bühne gegangen wäre.

18.15 ist es, mit geflicktem Reifen flugs zum Agriturismo, der F-Type abgestellt und im Sammeltaxi Mercedes-AMG E 53 Cabrio nach Prepotto zu Marco/Mario auf Fenchel mit Beilagen. Eventuell.

Samstagfrüh reisen wir nach Triest ans Meer und dann über Slowenien zurück, der Kofferraum ist voll, das lange Wochenende findet Platz, Sperriges wie ein Fünf-Liter-Kanister Olivenöl und ein Sechserkarton Spumante ebenso wie drei liebevoll signierte Bücher von Veit Heinichen. (Armin Karner, 14.6.2019)